Ausgabe Mai / Juni 2023 | Fränkische Profile

Mein Job – dein Job

Oberbayerische Instrumentenmacher nach Kapstadt gesucht! Berufliche Herausforderung für schwäbische Köche in Japan! Welche Oberpfälzer Schnapsbrenner möchten professionelle Erfahrungen in Kuba sammeln?

Text: Gunda Krüdener-Ackermann
Christian (links) und Maks kämpften sich in Thailand durch ­einen Kabeldschungel.
Christian (links) und Maks kämpften sich in Thailand durch ­einen Kabeldschungel. Foto: Simon Regauer

Solche exotischen Stellenanzeigen finden sich ganz sicher nicht in den regionalen Jobbörsen der Arbeitsagentur. Aber es gibt sie – und zwar vermittelt vom Bayerischen Fernsehen. Wenn auch nur für die kurze Zeit einer Woche können jeweils zwei Menschen aus Bayern in ein anderes Land reisen und vor Ort ihren erlernten Beruf von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Im Austausch kommen von dort zwei Berufstätige der gleichen Sparte nach Bayern. Begleitet wird das spannende Experiment direkt vor Ort jeweils von einem Team des Bayerischen Fernsehens.

Die vielfältigen, zuweilen auch abenteuerlichen neuen Erfahrungen sind in der Sendereihe „Mein Job – dein Job“ festgehalten. Die gibt es jetzt bereits in der fünften Staffel. Mit Berufen aus allen sieben Regierungsbezirken des Freistaates, zu sehen bis Ende Januar 2024 unter www.ardmediathek.de/serie/mein-job-dein-job.

In Mittelfranken traf die BR-Wahl auf die beiden mittelfränkischen Elektriker Maks und Chris der Firma Elronik aus Schwarzenbruck. Besonders spannend wurde das Ganze, weil das Duo nicht den leisesten Schimmer hatte, wohin die Reise gehen sollte. Vorsichtshalber hatte Chris seinen Koffer mit Sommer- und Wintersachen bestückt. Zumindest war klar, Sibirien konnte es angesichts der politischen Großwetterlage ganz sicher nicht sein. Riesengroß war die Freude, als die beiden dann auf dem Flugticket ihr Reiseziel lasen: Phuket im fernen Thailand. Nach fünfzehn Flugstunden endlich Ankunft! Erste fachmännische Inspektionen vor Ort: Aha! Hier bedient man Strom- und Internetkunden gerne mit Kabelsalat. Welche Leitung, wohin führt und wozu die überhaupt dient, schon das zu wissen, ist eine Kunst. Nicht jedoch für heimische Elektriker. Die kennen sich aus. Durch die freundliche Einweisung ihres neuen thailändischen Chefs – nicht selten mit Händen und Füßen – wurden die zwei Schwarzenbrucker bald mit einer etwas anderen Arbeitsweise vertraut. Vor allem die Berufsfelder sind nicht ganz deckungsgleich. Arbeiten an Hochspannungsleitungen werden in Deutschland etwa von den Stadtwerken erledigt. In Thailand hieß es raufkrabbeln auf den Mast in schwindelnde Höhe. Ungesichert! Für Chris und Maks ein No-Go. Mit Hilfe einer Hebebühne wurden die beiden dann sicher nach oben gehievt und am Ende hatte ein ganzes Dorf, was es brauchte: elektrischen Strom.

Etwas ganz Besonderes war der Einsatz in einem buddhistischen Kloster. Dort wollten die Mönche endlich auch mit dem Internet verbunden werden. In Deutschland ist das Aufgabe von IT-Technikern, in Thailand mußten Maks und Chris ran. Arbeiten in der Stille und Abgeschlossenheit dieses heiligen Ortes – Chris war tief beeindruckt, während Maks sich für die um ihn herumhuschenden safrangelb gekleideten, kahlköpfigen Mönche nicht so recht begeistern konnte.

So begrenzt die Zeit auch war, gab es doch immer wieder auch kleine Einblicke in das ganz andere Leben vor Ort. Man aß Reis mit Mango, trank Kokosmilch und fand auch die Muse, am Strand zu meditieren.

Die thailändischen Elektriker Dam (links) und Ton vor ihrer nächsten Aufgabe. Foto: Nicolas Gampe
Die thailändischen Elektriker Dam (links) und Ton vor ihrer nächsten Aufgabe. Foto: Nicolas Gampe

Währenddessen wurden Dam und Ton, die beiden thailändischen Tauscharbeiter, im fernen Schwarzenbruck mit fränkischen Bratwürsten, Sauerkraut und Bier verköstigt. Auch auf sie wartete Unbekanntes, was es zu Hause so nicht gibt. Wozu muß etwa eine Steckdose mit drei statt wie daheim mit zwei Drähten angefahren werden? Wie schließt man eine Wallbox, also eine Ladestation für Elektroautos, an? Auch sie meisterten die für sie doch recht fremden Arbeiten zur vollen Zufriedenheit ihres neuen Chefs Patrick Petter. Und ganz nebenbei lernten die beiden sehr viel über deutsche Sicherheitsstandards, die ja gerade in ihrem gefährlichen Beruf eigentlich unverzichtbar sind. Was Dam und Ton ganz bestimmt nicht mehr missen werden wollen, ist die Wasserwaage. Wie sehr haben sie sich gefreut, daß eine von ihnen installierte Rettungsleuchte völlig gerade über der Tür erstrahlte. Im mittelfränkischen Röttenbach kam es zu einer ganz anderen Art von Jobtausch, eigentlich eher im Bereich Freizeit, Hobby. Der dortige Karnevalclub „Die Besenbinder“ hat eine echte Kostbarkeit zu bieten: die deutschen Vizemeister im Gardetanz. Hier warteten zwei Flugtikkets auf die Gardemädels Carina und Liana. Klar, es mußte irgendwo hingehen, wo es eine tolle Tanzkultur gibt. Brasilien vielleicht? Nein! „California, here we come!“, schallte es enthusiastisch kurz vor der Abreise durch die Sporthalle. Carina und Liana sollten für einige Tage im erfolgreichsten Cheerleader-Team der USA, den OC All-Stars Black, mittanzen. Als sie kurz nach ihrer Landung in Los Angelos zum ersten Mal die riesige Trainingshalle ihres zukünftigen Teams betreten und sehen, wie dort die Post abgeht, kriegen die beiden Mädels echtes Fracksausen. Flyer, Backspots, Tumbler … hier wird gesprungen und aufgefangen, ständig wechseln die Formationen. Jede muß immer punktgenau und absolut zuverlässig an einen bestimmten Platz wechseln, sonst wird’s gefährlich für die Mittänzerinnen. Auf den ersten Blick ist das Ganze ein riesiges Durcheinander. Und am Anfang immer die Angst im Nacken, daß man das Ganze nie durchblickt.

Cheerleaderin Faith (blickt in die Kamera) ist schon Teil der Garde geworden. Foto: Jennifer Bik
Cheerleaderin Faith (blickt in die Kamera) ist schon Teil der Garde geworden. Foto: Jennifer Bik

Nicht weniger geschockt waren Emalee und Faith aus den USA, als sie den Röttenbacher Gardemädels bei ihren Dehnungen, den Sprüngen direkt in den Spagat, bei dem ständigen Wechsel der Formationen vom Dreieck zu gleichmäßigen Reihen, bei synchronen Bewegungen von Kopf, Armen, Beinen … zusahen.

Die große Herausforderung war in beiden Fällen: Am Ende der Woche sollte eine Vorführung vor Publikum machbar sein. Der Fairness halber muß gesagt werden, daß die Trainerinnen – Mandy in Kalifornien und Ivonne in Franken – das Programm so gestalteten, daß ihre Schützlinge innerhalb weniger Tage in die Gruppe integrierbar waren. Alles andere wäre in der Kürze der Zeit von gerademal fünf Trainingstagen völlig unmöglich gewesen. Denn um ihren hohen Standard in Perfektion zu erreichen, müssen etwa die Röttenbacher Gardemädel in Hochzeiten fünfmal die Woche bis zu drei Stunden trainieren. Bei den Cheerleadern sieht das nicht anders aus.

Liana (links) und Carina vor ihrem Auftritt als Cheerlaeder. Foto: Liana Wolf
Liana (links) und Carina vor ihrem Auftritt als Cheerlaeder. Foto: Liana Wolf

Nebenbei machten die jungen Damen auch mit jeweils landestypischem Essen Bekanntschaft. Hier jedoch hakte es auf beiden Seiten etwas. Während Carina und Liana das mit allzeit Burger und Pommes, auch wenn die von Rollschuh fahrenden Bedienungen serviert wurden, nicht so prickelnd fanden, konnten sich Emalee und Faith so gar nicht für Butterbrezen oder Knödel und Braten begeistern. Am besten schmeckten denen beim Schlittenfahren die Krapfen, erinnerten die doch an die Donuts zu Hause.

Was bleibt: Alle Beteiligten waren von diesem Projekt des BR restlos begeistert. Während Chris und Maks für die Zukunft ihr neues Urlaubsland entdeckt haben, sind Carina und Liana weiter per Internet mit ihrer „big family“ dort drüben, jenseits des großen Teichs in Kontakt. Und ganz nebenbei sind Menschen wie sie zu echten TV-Stars geworden.

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