Editorial von Wolf-Dietrich Weissbach | Ausgabe Mai / Juni 2024

Liebe Leserin, lieber Leser,

Genaugenommen wurde für die Hexenverbrennungen niemand zur Rechenschaft gezogen. Bei uns gehen dafür eben selbst die für die Digitalisierung Verantwortlichen straffrei aus. Vordergründig läßt sich natürlich das Leid der Hexen nicht gegen Internet, Tesla, Bankautomaten usw. aufrechnen. Unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit aber mag man sich streiten, was schlimmer ist. Wir, also Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen, werden auf jede erdenkliche Weise getäuscht, hintergangen, gar betrogen, werden systematisch verdummt. Schütteln Sie nicht vorschnell den Kopf! Denken Sie kurz nach. Es wird hier nämlich nicht behauptet, es gäbe keine nennenswerte Anzahl hochintelligenter Menschen mit ausreichend Computerkenntnissen oder gar Computerfachleute. Die Mehrheit ist es allerdings nicht und wird es vermutlich auch nicht und sei es nur, weil die wie immer intelligenten noch nie die Mehrheit waren. (Das können wir demnächst mit den Ergebnissen der Europa-Wahl belegen.) Und genau das ist der springende Punkt.

Wir alle sind – ob wir wollen oder nicht – in immer stärkeren Maßen auf digitale Technik angewiesen. Wir werden allerdings nicht gefragt, ob wir unsere Fahrkaten lieber von einem schlecht gelaunten Schalterbeamten hingeknallt haben oder von einem supertupper Bestellterminal ausgenommen werden wollen. Auch das Update des Computerprogramms, das wir irgendwann erworben haben und bei dem wir gar nicht gemerkt haben, daß es noch benutzerfreundlicher geht, wollten wir nicht. Wir waren froh, daß wir es endlich überhaupt anwenden konnten. Mit etwas Glück dürfen wir jetzt alles neu lernen. Das heißt, wir werden neu „formatiert“. Dafür haben wir dann Möglichkeiten, nach denen wir nie verlangten. Jetzt geht auch noch alles so einfach, daß es gar keinen Spaß mehr macht. Allerdings nur für den, der tagtäglich mit eben diesem Programm arbeitet.

Und dann die technischen Standards, die es erforderlich machen in irgendwie regelmäßigen Abständen, neues Equipment, Zusatzgeräte oder was auch immer anzuschaffen. Plötzlich funktioniert der Scanner nicht mehr, weil die Twainschnittstelle nicht mehr unterstützt wird … oder so ähnlich. Man könnte gefühlt ewig so fortfahren und fragt sich irgendwann, warum man das alles einfach mitmacht. Vielleicht weil man keine andere Möglichkeit hat? Und das nur damit einige wenige sich dumm und dämlich verdienen.

Der Mai ist gekommen. Das zumindest ist schön. Im Liegestuhl unsere neue Ausgabe genießen, erfreut Sie (und uns).

Wolf-Dietrich Weissbach, Chefredakteur

Wolf-Dietrich Weissbach
Chefredakteur

Weitere Zeitschriften vom Verlag Kendl & Weissbach Publikationen

Nach oben