Editorial von Wolf-Dietrich Weissbach | Ausgabe März / April 2024

Liebe Leserin, lieber Leser,

In den meisten TV-Krimis gewinnt am Ende der oder die Gute oder manchmal sogar das Gesetz. Was gäbe man, könnte man noch anfügen: „… wie im wirklichen Leben.“ Vielleicht sind die TV-Krimis aber gerade deshalb beim Publikum so beliebt. Das machte doch auch wieder Mut. Womöglich wünschen sich unsere Nachbarn mehrheitlich eine Welt (eine Gesellschaft oder ein Franken!), in der das Gute obsiegt, das Böse bestraft oder abgeschafft wird – schließlich warb schon vor Jahren sogar die Bayern-Partei bei einer Wahl in Kronach mit dem Slogan „Kriminalität verbieten“.

Sehr erfolgreich war das nicht. Unter den zwölf großen Städten Bayerns führen sogar ausgerechnet fränkische die Kriminalitätsstati­stik an; Spitzenreiter ist das oberfränkische Bamberg (2022 mit 9690 Straftaten auf 100000 Einwohner) vor Regensburg, Nürnberg und Würzburg. Überhaupt liegen Oberfranken und Mittelfranken über dem bayerischen Durchschnitt, während Unterfranken konstant deutlich darunter liegt. Das hilft uns jetzt allerdings auch nicht weiter. Wir hätten lieber Antworten auf drängende Fragen. Wie halten wir es mit bäuerlichen Übeltätern? Vor ein paar hundert Jahren wären sie hingerichtet worden. Sie hätten also, aus purer Dankbarkeit, allen Grund ihren „rustikalen“ (Söder) Protest zu domestizieren, in zivilisierte Formen zu bringen. Oder: Warum kann man in Rundfunk und Fernsehnachrichten Politik und Sport nicht strikt voneinander trennen? Jeder halbwegs anständige Mensch sollte es doch als mindestens beklemmend empfinden, wenn unmittelbar nach den vielen Todesopfern durch einen Drohnenangriff in der Ukraine der Sieg des FC Bayern über sonst wen gemeldet wird. Als gingen die Nachrichtenredaktionen davon aus, daß das Wichtige, das Erschütternde von den Zuschauern (und Lesern) nur zur Kenntnis genommen wird, wenn gleich danach (daneben) das sensationell Banale, Unterhaltende präsentiert wird.

Laut einer repräsentativen Umfrage hat bei uns ein Drittel der Befragten das Vertrauen in die Medien verloren, glauben, daß sie von Medien und Politik systematisch belogen werden. Was aber ist, wenn das auch mit daran liegt, daß die Journalisten das Vertrauen in ihre Zuschauer und Leser verloren haben? Angeblich beruht Vertrauen auf Gegenseitigkeit. Und man muß Vertrauen schenken. Wenn man aber das Gefühl hat, betrogen worden zu sein, könnte es auch sein, vorher selbst betrogen zu haben.

Viel Freude mit unserer neuen Ausgabe!

Wolf-Dietrich Weissbach, Chefredakteur

Wolf-Dietrich Weissbach
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