Schlagwort: Erinnerungskultur
Stadt ohne Juden
„DenkOrt Deportationen 1941 bis 1945“ – eine KritikEr wollte wohl nur Judenhasser etwas zur Besinnung bringen; angeregt von der Schmiererei „Juden raus“ in einer öffentlichen Toilette in Wien verfaßte der bis dahin eher mäßig populäre österreichische Schriftsteller Hugo Bettauer „Die Stadt ohne Juden – einen Roman von übermorgen“. Die im Wien, Utopia genannt, der 1920er Jahre spielende Satire erzählt mit einer aus […]
Inakzeptabel
Angesichts der Erfolge der AfD müßten wir mehr denn je unsere „Erinnerungskultur“ nach Versäumnissen und Fehlleistungen befragen. Ein DenkOrt nach Art einer Eventästhetik, groß und schwer, wird – selbst wenn noch einige Koffer hinzukommen – sicher schwerer, aber keinesfalls gewichtiger. Für die Opfer bzw. die Nachfahren der Opfer kann ein derartiges Heterotop den persönlichen Erinnerungen vielleicht mehr oder weniger gerecht werden (auf längere Sicht ist auch dies zu bezweifeln); den Nachfahren der Täter jedoch banalisiert diese, man möge mir verzeihen: Puppenstube den Anlaß des Mahnmals. Das glatte Nachbauen einer Fotografie (ein Medium, das selbst nur Oberfläche ist) verdeckt, was offenbart werden muß. Jeder Versuch emphatischen Nacherlebens kann, gemessen am eben unvorstellbaren Ausmaß des Schreckens, der Verbrechen, der Gewalt, der kollektiven Geisteskrankheit, wie sie von der historischen Wissenschaft erforscht wurde und noch immer wird, nur als Lüge, als verharmlosende Deckerinnerung angesehen werden. Um es ganz nüchtern auszudrücken: Bei dem DenkOrt am Würzburger Hauptbahnhof stimmen Form und Inhalt (im Gegensatz etwa zum Holocaust-Mahnmal in Berlin) nicht überein. (In der Würzburger Kulturzeitschrift nummer, Ausgabe 153 – erscheint im August – wird dieses Urteil ausführlich begründet werden.)