Ausgabe Januar / Februar 2024 | Kultur

„Es sind die Menschen, die das Haus zum ­Leuchten bringen“

Das Mainfranken Theater ist zurück im Herzen Würzburgs. Zur Eröffnung des Theaterneubaus kam auch Ministerpräsident Markus Söder.

Text: Michaela Schneider | Fotos: Wolf-Dietrich Weissbach
v.l.n.r. Unterfrankens Bezirkstagspräsident Stefan Funk, ­Würzburger Landrat Thomas Eberth, Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Theater- und Orchesterförderverein Prof. Dr. Ulrich Konrad, ­Stiftungsvorsitzender der Sparkassenstiftung Bernd Fröhlich, ­Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt
v.l.n.r. Unterfrankens Bezirkstagspräsident Stefan Funk, ­Würzburger Landrat Thomas Eberth, Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Theater- und Orchesterförderverein Prof. Dr. Ulrich Konrad, ­Stiftungsvorsitzender der Sparkassenstiftung Bernd Fröhlich, Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt

Er komme wahnsinnig gern nach Würzburg, sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Allerdings seien die Besuche jedes Mal wahnsinnig teuer. Aus den Zuschauerreihen mit 330 Sitzplätzen schallt Gelächter. Um den Landesvater glitzern deckenhohe, lamettaartige Wandbehänge. Mit dem Adventsbeginn hat sein Besuch in der unterfränkischen Bezirkshauptstadt jedoch nichts zu tun, die Dekoration ist Teil einer Theaterproduktion. Markus Söder steht am Rednerpult auf der nagelneuen Bühne des neuen „Kleinen Hauses“ des Mainfranken Theaters und wird beim Eröffnungsfestakt nicht müde, die finanzielle Beteiligung des Freistaates zu betonen.

Das Mainfranken Theater sei wieder da, wo es hingehöre, im Herzen der Stadt, sagt Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Auch wenn dies noch eine ganze Weile nur für einen Teil der Theaterproduktion gelten wird, ein Schlußstrich ist nur unter den ersten Bauabschnitt gezogen. Bis auch die Sanierung des Bestandsgebäudes mit dem großen Theatersaal abgeschlossen sein wird, werden noch einige Jahre vergehen. Das Schauspiel aber ist zurückgekehrt in die Innenstadt – und neben den Roland-Schimmelpfennig-Produktionen „Der Kreis um die Sonne“ und „Der Riss durch die Welt“ feiern dort am Eröffnungswochenende auch das Familienstück „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ und der Ballettabend „Hautnah“ Premiere.

65 Millionen Euro sollten die Sanierung des Bestandsgebäudes und der neue Kopfbau ursprünglich kosten, der Betrag mußte immer wieder nach oben korrigiert werden, zuletzt auf 103 Millionen Euro. Im Sommer 2019 wurde das Mainfranken Theater Würzburg zum Bayerischen Staatstheater erhoben, entsprechend fließen mehr Gelder aus München. Die „Premiummarke Staatstheater“ dürfe nicht nur ein Privileg des Südens sein, betont Ministerpräsident Söder. An der Trägerschaft ändert sich trotzdem nichts, die Stadt Würzburg bleibt Arbeitgeberin für die derzeit 290 Beschäftigten.

Beim Festakt spricht deren Oberbürgermeister Christian Schuchardt von einer „echten, wunderschönen Kapazitätserweiterung“ und einem Ort der Inspiration, Lebensfreude, Nachdenklichkeit und der gesellschaftlichen Diskussionen. Hier gehe es darum zu „zeigen, daß andere Wirklichkeiten möglich bleiben und für die es sich einzusetzen“ lohne.

Als Professor Ulrich Konrad im Namen des Thea­terfördervereins und des Stifterkreises Rosenkavaliere ans Rednerpult tritt, geht es wieder ums Geld. Ein Scheck über 100 000 Euro wechselt die Besitzer, Theaterintendant Markus Trabusch strahlt. Konrad kündigt an: Sobald das große Haus eröffnen wird, sollen über drei Spielzeiten satte drei Millionen Euro fließen für Produktionen, „die dem Rang eines Staatstheaters angemessen sind“. Man müsse die Feste feiern, wie sie fallen, findet der geschäftsführende Theaterdirektor Dirk Terwey, spricht von hoher Ingenieurskunst und dankt den am Bau Beteiligten, dem Ensemble und dem Publikum: „Es sind die Menschen, die das Haus hier zum Leuchten bringen.“

Intendant Markus Trabusch blickt deutlich weiter zurück: auf Zeiten, als sich das Bürgertum vom Adel im Zuge der Aufklärung emanzipierte und das Unterhaltungstheater geboren wurde; ins Jahr 1804, als die Geschichte eines Würzburger Stadttheaters begann; nach 1966, als in der Stadt ein seinerzeit modernes, zeitgemäßes Theatergebäude für alle Sparten entstand; auf fast ein Jahrzehnt Debatten, bis der finale Entschluß zur Sanierung und Erweiterung des Theaters fiel. Gleichzeitig macht Trabusch deutlich, daß Rufe nach Diversität, Inklusion, Streaming-Angeboten, Bildungsauftrag und Co. zwar verständlich und wünschenswert seien. Die Kunst aber sei fragil. „Sie kann ganz schnell verschwinden, wenn man ihr zu viele Bürden auferlegt“, mahnt der Intendant.

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