Guter Heinrich, Herzgespann und Zaunrübe – früher wuchsen sie in jedem Dorf. Strukturwandel und Sauberkeitswahn haben sie nahezu ausgelöscht. Der Botaniker Otto Elsner hat diesen Pflanzen vor seinem Zaun Raum gegeben. Ein Plädoyer für mehr wertvollen Wildwuchs.
Giftig, Kürbisgewächs, wunderbar anzusehen und stark gefährdet: Die Zaunrübe. An diesem Ort könnte man sich mit der Welt versöhnen. Der Blick fällt auf ein behagliches fränkisches Fachwerkhaus, flankiert von malerischen Nebengebäuden und eingebettet in einen idyllischen Naturgarten. Otto Elsner empfängt uns am Staketenzaun, der sein historisches Anwesen so einfaßt, daß er nicht abriegelt: Die Natur darf zwischen den Pfählen hervorquellen. Eigentlich sind wir wegen dieses Zaunes, genauer eines kleinen Abschnitts nach Rottenstein am Haßbergtrauf gekommen. Davor hat der Biologe einer typischen Dorfpflanzengesellschaft Raum geschaffen, wie [...]
Ausgabe Juli / August 2023 | Natur & Umwelt
Der aggressive Amphibien-Hautpilz Bsal bedroht seit einigen Jahren die Feuersalamander in Deutschland und löscht ganze Populationen aus. 2020 wurde er erstmals im Steigerwald nachgewiesen. Der Biologe Jürgen Thein hat seitdem die Befallsentwicklung im Blick. Hoffnung und Fatalismus – ein Monitoring-Termin bei Ebrach.
Der Feuersalamander – jeder kennt ihn, jeder mag ihn, Experten bangen nun um sein Überleben. Ausweglose Situationen sind gewissermaßen seine Spezialität. Lurchi, Deutschlands langlebigster Comic-Held, findet immer einen Dreh, wenn’s ganz knapp wird für ihn und seine Freunde, etwa in den Pranken eines Braunbären oder im Kochkessel hungriger Kannibalen. Der Feuersalamander vertreibt mit seinen wilden Abenteuern Kindern während des Schuhkaufs die Zeit. Keck, mutig, sympathisch – und immer rettet er seine Haut. Seinem zoologischen Vorbild „Salamandra salamandra“ gelingt solches seit wenigen Jahren zunehmend nicht mehr. [...]
Ausgabe März / April 2023 | Natur & Umwelt
Gelbbauchunke, Kammmolch und Kreuzkröte, drei faszinierende Amphibien, deren Bestand stark gefährdet ist. Nachdem ihre ursprünglichen Habitate, natürliche Auenlandschaften, fast verschwunden sind, haben sie in den Steinbrüchen Mainfrankens Ersatzlebensräume gefunden. Dort kämpfen Amphibienschützer wie Lothar Deppisch, Christiane Brandt und Ulrike Geise um deren Überleben.
Der Schwund der Biodiversität und das Artensterben sind lebensbedrohend und müssen sofort gestoppt werden. Diese Ansage der Weltnaturkonferenz in Montreal hat aufgerüttelt. In Bayern machen sich seit 20 Jahren Gebietsbetreuerinnen und -betreuer für den Erhalt wertvoller Naturräume stark. Ihre Kernaufgabe ist der Artenschutz. Wie der in der Praxis aussieht, erläutern drei Akteure des Naturschutzmodells – zwei in den feuchten Tallagen des Spessarts und eine auf den trockenen Hängen des fränkischen Muschelkalks.
Streicheleinheiten und trockenes Brot als kleine Anerkennung für wertvolle Mitarbeit: Gebietsbetreuerin Christiane Brandt mit Dexterstier Findus und Gefährtin. Manchmal genügt eine banale Fahrspur, um einer Art das Überleben zu ermöglichen. Und damit es mit ihr weitergehen kann, einen aufmerksamen Menschen mit der passenden Kompetenz. Torsten Ruf ist der eine Teil einer solch glücklichen Koinzidenz im Spessart und zeigt uns Ende Oktober die Nische des Kleinen Helmkrauts. Wir treffen den Gebietsbetreuer für Grünland im Naturpark Spessart im Naturschutzgebiet „Aubachtal“, östlich von Eschau (Lkr. Miltenberg). Der Wildbach [...]
Ausgabe November / Dezember 2022 | Natur & Umwelt
Im Hitzejahr 2022 hat sich der Borkenkäfer in einem bisher nicht gekannten Ausmaß vermehrt. Eine tödliche Gefahr für Fichtenwälder. Forstwissenschaftler Fritz Maier hat das Phänomen über Jahrzehnte beobachtet. Er gibt die Hoffnung dennoch nicht auf.
Ein Blick unter die Rinde zeigt das charakteristische Brutbild des Borkenkäfers. Der intensive Fraß unterbricht den Saftstrom des Baumes. Er stirbt ab. Er frißt sich durch den Frankenwald und ist der Grund dafür, warum man in der Region mehr und mehr braune Fichten oder abgeholzte, kahle Waldflächen entdeckt: ein nur fünf Millimeter großer, brauner Käfer. Der Fiesling stammt aus der Familie der Rüsselkäfer, trägt den harmlosen Namen „Buchdrucker“ (lat. Ips typographus) und ist die im Frankenwald häufigste Borkenkäferart. Wie viele andere hitzeliebende Insekten – dazu [...]
Ausgabe September / Oktober 2022 | Natur & Umwelt
Hecken prägen Kulturlandschaften, sorgen für Wohlbefinden beim Betrachter, sind Refugium für bedrohte Tier- und Pflanzenarten – und wirksame Klimaschützer. Das hat der Agrarwissenschaftler Dr. Axel Don vom Thünen-Institut Braunschweig mit seinem Team im Rahmen des Projekts CarboHedge herausgefunden.
Hecken – für viele sind sie einfach nur lineare Landschaftselemente oder Gestrüpp. Landwirte empfinden sie oft als lästig, andere wiederum schätzen Hecken so sehr wie die Briten, die sie als Teil ihrer nationalen Identität betrachten: Ohne das malerische Netz aus dornenbewehrten Grünstreifen wäre die Insellandschaft nicht das, was sie ist. Welch prägende Beziehung sie zu Hecken hat, ist der Autorin erst beim Schreiben bewusstgeworden. Haus und Garten ihrer Kindheit sind ganz umhegt. Zwei Seiten begrenzen Blühsträucher und Einzelbäume, nach Süden gibt eine niedrige Ligusterhecke den [...]
Ausgabe Juli / August 2022 | Natur & Umwelt
Städte und Gemeinden haben es in der Hand, den Flächenverbrauch für Privates und Gewerbliches in Bayern niedrig zu halten.
Die Fahrzeuge brauchen natürlich mehr Platz. Die können sich ja gar nicht bewegen. Die Geschichte spielt überall: 1966 etwa in Italien. Der Sänger Adriano Celentano erzählt in „Il ragazzo della via Gluck“ von einem Buben, der in einem alleinstehenden Haus am Stadtrand geboren ist, dort im Grünen aufwächst, barfuß mit Freunden über die Wiesen tollt, später in die Stadt zieht, einen modernen Beruf ergreift, emotional aber immer seiner Herkunft verbunden bleibt und nach Jahren zurückkehrt in die Gluck-Straße. Bitter enttäuscht findet er nicht nur seine [...]
Ausgabe März / April 2022 | Natur & Umwelt
Sein Aussehen ist schillernd – sein Charakter ebenso, zumindest in der phantasiegespeisten Wahrnehmung der Menschen. Wer so eine imposante Erscheinung wie der Wiedehopf ist, dem wird so manches zugetraut – im bestem wie im schlechteren Sinne. Unwiderstehlich ist er spätestens, wenn er seine orange-farbene Federhaube mit ihren flirrenden Spitzen in Schwarz-Weiß auffächert, die Krönung seines an sich schon auffälligen Gefieders mit den schwarz-weiß gebänderten Flügeln am zimtbraunen Körper. So ganz entfaltet wirkt er noch größer als die ca. 28 cm, die er vom Schwanz bis [...]
Ausgabe Januar / Februar / März 2022 | Natur & Umwelt
Gelebter Umwelt- und Klimaschutz in Schwebheim mit Vorbildcharakter für den Landkreis Schweinfurt und darüber hinaus.
Im fränkischen Apothekergärtlein wächst auch der purpurne Sonnenhut, der zur Unterstützung bei Atemwegs- oder Harnwegsinfekten eingesetzt wird. Seit 2019 kämpft das Aktionsbündnis „Wasser am Limit“ für die Wasserqualität und -quantität und den Erhalt von Quellen im trockenen Unterfranken. Wir berichteten darüber bereits im Franken-Magazin vom November/Dezember des vergangenen Jahres. Während die Aktivisten weiter ihre Forderungen an Politik und Behörden richten und nicht aufgeben, unter anderem für eine ökologische Verbesserung unserer Gewässer und eine umweltverträgliche Bewirtschaftung der Felder zu kämpfen, wird immer klarer, daß der eigentliche [...]
Ausgabe November / Dezember 2021 | Natur & Umwelt
Was für ein Wahlkampf! Hinter uns liegen endlose, oft ermüdende Debatten der verschiedenen Parteien. Alle, bis auf unverbesserliche Klimaleugner, haben sich für die nächsten vier Jahre nichts Geringeres vorgenommen als die Erde zu retten. Ab jetzt, sofort.
Thema Straßenbeleuchtung: Markus Prokopczuk (r) erklärt Ehingens Bürgermeister Friedrich Steinacker die Funktionsweise der neuen Bewegungsmelder. Ein hehres Ziel, wenn man mal von dem Gefeilsche um zu reduzierende CO2 Mengen, und angepeilte Fristen absieht: – Kohleausstieg 2038? Klimaneutral 2050? Ob das reichen wird? Und was ist mit den Arbeitsplätzen? Mit denen im Braunkohletagebau zum Beispiel? Trotz allem ist eine Erderwärmung von 1,5 Grad unvermeidbar. Das allerdings nur, wenn innerhalb der nächsten drei Jahren die sog. globale Transformation stattgefunden hat. Viele Experten befürchten hingegen einen weit höheren [...]