Der Schwund der Biodiversität und das Artensterben sind lebensbedrohend und müssen sofort gestoppt werden. Diese Ansage der Weltnaturkonferenz in Montreal hat aufgerüttelt. In Bayern machen sich seit 20 Jahren Gebietsbetreuerinnen und -betreuer für den Erhalt wertvoller Naturräume stark. Ihre Kernaufgabe ist der Artenschutz. Wie der in der Praxis aussieht, erläutern drei Akteure des Naturschutzmodells – zwei in den feuchten Tallagen des Spessarts und eine auf den trockenen Hängen des fränkischen Muschelkalks.
Streicheleinheiten und trockenes Brot als kleine Anerkennung für wertvolle Mitarbeit: Gebietsbetreuerin Christiane Brandt mit Dexterstier Findus und Gefährtin. Manchmal genügt eine banale Fahrspur, um einer Art das Überleben zu ermöglichen. Und damit es mit ihr weitergehen kann, einen aufmerksamen Menschen mit der passenden Kompetenz. Torsten Ruf ist der eine Teil einer solch glücklichen Koinzidenz im Spessart und zeigt uns Ende Oktober die Nische des Kleinen Helmkrauts. Wir treffen den Gebietsbetreuer für Grünland im Naturpark Spessart im Naturschutzgebiet „Aubachtal“, östlich von Eschau (Lkr. Miltenberg). Der Wildbach [...]
Ausgabe November / Dezember 2022 | Natur & Umwelt
Im Hitzejahr 2022 hat sich der Borkenkäfer in einem bisher nicht gekannten Ausmaß vermehrt. Eine tödliche Gefahr für Fichtenwälder. Forstwissenschaftler Fritz Maier hat das Phänomen über Jahrzehnte beobachtet. Er gibt die Hoffnung dennoch nicht auf.
Ein Blick unter die Rinde zeigt das charakteristische Brutbild des Borkenkäfers. Der intensive Fraß unterbricht den Saftstrom des Baumes. Er stirbt ab. Er frißt sich durch den Frankenwald und ist der Grund dafür, warum man in der Region mehr und mehr braune Fichten oder abgeholzte, kahle Waldflächen entdeckt: ein nur fünf Millimeter großer, brauner Käfer. Der Fiesling stammt aus der Familie der Rüsselkäfer, trägt den harmlosen Namen „Buchdrucker“ (lat. Ips typographus) und ist die im Frankenwald häufigste Borkenkäferart. Wie viele andere hitzeliebende Insekten – dazu [...]
Ausgabe September / Oktober 2022 | Natur & Umwelt
Hecken prägen Kulturlandschaften, sorgen für Wohlbefinden beim Betrachter, sind Refugium für bedrohte Tier- und Pflanzenarten – und wirksame Klimaschützer. Das hat der Agrarwissenschaftler Dr. Axel Don vom Thünen-Institut Braunschweig mit seinem Team im Rahmen des Projekts CarboHedge herausgefunden.
Hecken – für viele sind sie einfach nur lineare Landschaftselemente oder Gestrüpp. Landwirte empfinden sie oft als lästig, andere wiederum schätzen Hecken so sehr wie die Briten, die sie als Teil ihrer nationalen Identität betrachten: Ohne das malerische Netz aus dornenbewehrten Grünstreifen wäre die Insellandschaft nicht das, was sie ist. Welch prägende Beziehung sie zu Hecken hat, ist der Autorin erst beim Schreiben bewusstgeworden. Haus und Garten ihrer Kindheit sind ganz umhegt. Zwei Seiten begrenzen Blühsträucher und Einzelbäume, nach Süden gibt eine niedrige Ligusterhecke den [...]
Ausgabe Juli / August 2022 | Natur & Umwelt
Städte und Gemeinden haben es in der Hand, den Flächenverbrauch für Privates und Gewerbliches in Bayern niedrig zu halten.
Die Fahrzeuge brauchen natürlich mehr Platz. Die können sich ja gar nicht bewegen. Die Geschichte spielt überall: 1966 etwa in Italien. Der Sänger Adriano Celentano erzählt in „Il ragazzo della via Gluck“ von einem Buben, der in einem alleinstehenden Haus am Stadtrand geboren ist, dort im Grünen aufwächst, barfuß mit Freunden über die Wiesen tollt, später in die Stadt zieht, einen modernen Beruf ergreift, emotional aber immer seiner Herkunft verbunden bleibt und nach Jahren zurückkehrt in die Gluck-Straße. Bitter enttäuscht findet er nicht nur seine [...]
Ausgabe März / April 2022 | Natur & Umwelt
Sein Aussehen ist schillernd – sein Charakter ebenso, zumindest in der phantasiegespeisten Wahrnehmung der Menschen. Wer so eine imposante Erscheinung wie der Wiedehopf ist, dem wird so manches zugetraut – im bestem wie im schlechteren Sinne. Unwiderstehlich ist er spätestens, wenn er seine orange-farbene Federhaube mit ihren flirrenden Spitzen in Schwarz-Weiß auffächert, die Krönung seines an sich schon auffälligen Gefieders mit den schwarz-weiß gebänderten Flügeln am zimtbraunen Körper. So ganz entfaltet wirkt er noch größer als die ca. 28 cm, die er vom Schwanz bis [...]
Ausgabe Januar / Februar / März 2022 | Natur & Umwelt
Gelebter Umwelt- und Klimaschutz in Schwebheim mit Vorbildcharakter für den Landkreis Schweinfurt und darüber hinaus.
Im fränkischen Apothekergärtlein wächst auch der purpurne Sonnenhut, der zur Unterstützung bei Atemwegs- oder Harnwegsinfekten eingesetzt wird. Seit 2019 kämpft das Aktionsbündnis „Wasser am Limit“ für die Wasserqualität und -quantität und den Erhalt von Quellen im trockenen Unterfranken. Wir berichteten darüber bereits im Franken-Magazin vom November/Dezember des vergangenen Jahres. Während die Aktivisten weiter ihre Forderungen an Politik und Behörden richten und nicht aufgeben, unter anderem für eine ökologische Verbesserung unserer Gewässer und eine umweltverträgliche Bewirtschaftung der Felder zu kämpfen, wird immer klarer, daß der eigentliche [...]
Ausgabe November / Dezember 2021 | Natur & Umwelt
Was für ein Wahlkampf! Hinter uns liegen endlose, oft ermüdende Debatten der verschiedenen Parteien. Alle, bis auf unverbesserliche Klimaleugner, haben sich für die nächsten vier Jahre nichts Geringeres vorgenommen als die Erde zu retten. Ab jetzt, sofort.
Thema Straßenbeleuchtung: Markus Prokopczuk (r) erklärt Ehingens Bürgermeister Friedrich Steinacker die Funktionsweise der neuen Bewegungsmelder. Ein hehres Ziel, wenn man mal von dem Gefeilsche um zu reduzierende CO2 Mengen, und angepeilte Fristen absieht: – Kohleausstieg 2038? Klimaneutral 2050? Ob das reichen wird? Und was ist mit den Arbeitsplätzen? Mit denen im Braunkohletagebau zum Beispiel? Trotz allem ist eine Erderwärmung von 1,5 Grad unvermeidbar. Das allerdings nur, wenn innerhalb der nächsten drei Jahren die sog. globale Transformation stattgefunden hat. Viele Experten befürchten hingegen einen weit höheren [...]
Ausgabe November / Dezember 2021 | Natur & Umwelt
Es war das Interview mit der Bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber in der Sommerausgabe des Franken-Magazins, das die Mitglieder von „Wasser am Limit“ auf den Plan rief. Wie meist, wenn sie mit Behörden zu tun hätten, würde die „Situation schöngeredet“ und „der Schwarze Peter von einem Ministerium zum anderen geschoben“, ärgert sich Norbert Herrmann, einer der Sprecher des Aktionsbündnisses. Die Situation, um die sich die Initiative „Wasser am Limit“ sorgt, ist die extreme Trockenheit und der damit verbundene Wassermangel Unterfrankens. Der Ärger, der die inzwischen rund [...]
Ausgabe September / Oktober 2021 | Natur & Umwelt
Der Bienenfresser ist der einzige Vertreter einer Vogelfamilie, die in den Tropen und Subtropen heimisch ist, der sich in warmen Zeiten in unsere Breitengrade wagt.
Endlich ein günstiger Zeitpunkt. Die bislang verregnete Julistrekke wird durch einen Sonnentag aufgebrochen. Heute müßten sie unterwegs sein, die fliegenden Raritäten, die das Herz eines jeden Vogelfreundes höher schlagen lassen – und auch den Puls der Autorin beschleunigen. Könnte gut sein, daß sie vor ihrer Prämiere einer Sichtung dieser Spezies steht. Mit Fernglas und festem Schuhwerk ausgerüstet, taste ich mich durch die Steinbruchlandschaft im Landkreis Würzburg an die magische Grenze von 200 bis 300 Metern Mindestabstand zum Brutplatz der Vögel heran. Ein dringender Rat, den [...]
Ausgabe September / Oktober 2021 | Natur & Umwelt
„Gib einem Hungernden einen Fisch, und er wird einmal satt, lehre ihn Fischen, und er wird nie wieder hungern.“ Dieses Sprichwort des chinesischen Philosophen Laotse ist mehr als 2.600 Jahre alt. Aber stimmt das auch heute noch? Michael Kolahsa, Fischereifachberater beim Bezirk Unterfranken, meint prinzipiell ja, wenn bei uns auch keiner mehr hungern müsse. Früher sei es beim Angeln ja tatsächlich ums Überleben gegangen, heute eher um Muse. Viele Anglerinnen und Angler schätzten den Bezug zur Natur. Sie bekämen so ein Gefühl für das empfindliche Ökosystem, und entwickelten ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit. So gesehen ist für Michael Kolahsa Fischen immer noch überlebensnotwendig, sagt er in unserem Interview.
Die Überfischung der Meere ist nicht mehr zu übersehen. Aber wie relevant ist denn die Binnenfischerei? Binnenfischerei und Süßwasser-Aquakultur machen nach Angaben der Welternährungsorganisation rund 40 Prozent der globalen Fischproduktion aus. Ist das eine Lösung des Welternährungsproblems? Kolahsa: Sagen wir so: es kann ein Teil der Lösung des Welternährungsproblems sein. Ein bekannter Spruch heißt: „das Gute schwimmt so nah“. Das kann ich nur unterstreichen. 40 Prozent ist ja schon wirklich ein beachtlicher Anteil. Aber er könnte und sollte noch höher sein. Jeden Prozentpunkt, den wir [...]