Ausgabe März / April 2024 | Wirtschaft

Die geheimen Gralshüter der Schönheit kommen aus dem Frankenwald

Kosmetikprodukte von L. A. Schmitt finden sich in vielen ­Bade­zimmern – allerdings immer unter anderem, oft prominentem ­ Markennamen. Mit seinen exklusiven Produkten erobert das ­Unternehmen aus ­Ludwigsstadt nun auch internationale Märkte.

Text: Sabine Raithel | Fotos: Wolf-Dietrich Weissbach

Die geheimen Gralshüter der Schönheit kommen aus dem Frankenwald

Vom revitalisierenden Shampoo über die mattierende Glatzencreme, dem Anti-Aging-Moisturizer und dem Babyöl, der Bartpflege für den Herrn und der geschmeidigen Massagebutter bis hin zu Badezusatz und Pfötchensalbe für den gepflegten Vierbeiner – es gibt wohl kaum ein Beautypro-dukt, das es nicht im Portfolio der L. A. Schmitt GmbH gibt. Und das wahlweise in Bio- oder hoch-reiner konventioneller Qualität, oder – aktuellen Beautytrends folgend – „clean“, vegan, nachhaltig, biotechnologisch hergestellt und fermentiert oder als „Dermokosmetik“ für besonders sensible Haut. Produkte von L. A. Schmitt findet man in edlen Parfümerien, in bekannten Drogerieketten und beim Discounter – allerdings fast ausnahmslos nicht unter eigenem Namen, sondern unter dem Marken-namen der jeweiligen Kunden. Und dazu zählen kreative Start-Ups und kleinere Anbieter ebenso wie um die 50 bekannte und international gefragte Marken. Der Showroom im Ludwigsstädter Firmensitz präsentiert sich entsprechend wie ein „Who-is-Who“ bekannter Klassiker und Neuheiten der Schönheitsindustrie. Produkte, die man für den gepflegten Alltag im Drogeriemarkt günstig kauft, aber auch sogenannte „Doctor-Brands“, Produkte für Wellness-Anwendungen in Hotels sowie Edelmarken mit High-End-Formulierungen wie dem Bio-Anti-Aging-Creme-Wunder mit Goldpartikeln für schlappe 400 Euro Ladenverkaufspreis.

Die L. A. Schmitt GmbH ist ein klassischer „Hidden Champion“, ein Unternehmen auf solider Er-folgsspur – aber keines, das selbst im Fokus der Öffentlichkeit steht. Mit dem Konzept der hochflexiblen Auftragsproduktion hat sich L. A. Schmitt einen Nischenmarkt erobert. Die Frankenwälder bieten ihren Kunden jedoch weit mehr, als nur smarte Cremerezepturen: wenn man so will, die komplette Prozeß- und Dienstleistungskette von der Forschung, über die Herstellung, bis hin zur erfolgreichen Plazierung im Markt. Die Erschließung attraktiver Vertriebskanäle und Consulting-Dienstleistungen machen L. A. Schmitt zu einem begehrten Partner für Unternehmen, die Know-how für den marktreifen Aufbau einer Marke zukaufen möchten.

Geschäftsführer von L. A. Schmitt, Ivo Petschke.
Geschäftsführer von L. A. Schmitt, Ivo Petschke.

Industrielle Manufaktur

„Meistens kommen unsere Kunden mit sehr konkreten Wünschen zu uns“, erläutert Ivo Petschke, Geschäftsführer von L. A. Schmitt. „Wir bieten bereits fertige Produktlinien in attraktiven Verpac­kungen; Basisformulierungen, die individuell an die Wünsche unserer Kunden angepaßt werden können, oder auch komplette Neuentwicklungen. Unser erfahrenes Laborteam entwickelt dann exakt nach den Wünschen unserer Kunden spezielle Produkte, die bei uns in kunden­individuelle Verpackungen abgefüllt werden.“ Die streng geprüften und zertifizierten Rohstoffe kauft das ­Unternehmen zu. Ivo Petschke ist der Gralshüter der Schönheitsgeheimnisse. Weder Rezepturen noch Markennamen gibt er preis. Diskretion ist die Königstugend in seinem Geschäft.

L. A. Schmitt versteht sich als „industrielle Manufaktur“. 25 Mitarbeitende gehören zum Team; vier davon arbeiten in der Entwicklung. Der Entwicklungs- und Produktionsbereich des Unternehmens wirkt ein wenig wie eine Mischung aus Hightech-Labor und Lebensmittelfertigung. In großen Lagerräumen befinden sich unzählige Behältnisse mit den Rohstoffen von Hyaluronsäure über Sheabutter bis hin zu edlen Duftessenzen. In verschieden großen Edelstahlkesseln – jeweils für kleinere oder größere Chargen – werden die Zutaten unter hygienischen Idealbedingungen verrührt und auf Produktionsstraßen abgefüllt, verpackt und gelabelt. Zum Produktionsprozeß gehören auch aufwendige Stabilitätstests unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen; schließlich muß die Creme auch bei schwülen Sommertemperaturen noch appetitlich und keimfrei aus der Tube kommen. Mehr als 100 „aktive“ Rezepturen werden bei L. A. Schmitt aktuell verarbeitet. Das Kosmetik-unternehmen fertigt in Losgrößen zwischen 1 000 und 10 000 Stück. Pro Tag werden an sieben Produktionsstraßen durchschnittlich 20 000 Produkte in Flaschen, Tiegel oder Tuben abgefüllt.

Die geheimen Rezepturen …

Das Unternehmen L. A. Schmitt wurde vor fast 100 Jahren von Ludwig A. Schmitt in Leipzig gegründet. Damals stellt das Unternehmen hauptsächlich Cremes und Mundhygieneartikel für Apotheken her. 1953, kurz vor der endgültigen Schließung der innerdeutschen Grenze, siedelt der Unternehmer ins grenznahe Ludwigsstadt um. 4 000 Quadratmeter Fläche hat das neue Firmengelände. Das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit beschert auch Schmitt eine sehr gute Geschäftsentwicklung. Dennoch widersteht der Geschäftsmann der Versuchung, billige Massenware herzustellen. Er setzt konsequent auf Qualität und eine werteorientierte Unternehmensführung. In den 1970er und 1980er Jahren beginnt das Unternehmen, eine Produktrange mit Eigenmarken aufzu-bauen. Dazu kommt der Zukauf des Berliner Parfum-Herstellers Bernoth. Ab den 1999er Jahren folgen verschiedene Eigentümerwechsel. Im September 2022 übernimmt die zur URI-Group gehörende La Cultura Verde Ltd. mit Sitz im südkoreanischen Seoul die fränkische Kosmetikmanufaktur. Geleitet wird das Unternehmen von der Inhaberfamilie Kim.

Die Übernahme durch das koreanische Mutterunternehmen be­wertet Ivo Petschke als Glücksfall: „Für uns haben sich mit der Übernahme durch La Cultura Verde weitreichende Perspektiven und neue Märkte erschlossen. Wir haben jetzt den Rücken frei für Investitionen, können unsere Produktionsinfrastruktur nach und nach modernisieren und streben auf neue, globale Märkte.“

Aktuell entwickelt und produziert L. A. Schmitt unter der Marke „Frauka“ qualitativ hochwertige Produkte wie Massage- und Gesichtscremes für den koreanischen Markt. „Produkte ‚made in Germany‘ haben in Korea einen hohen Stellenwert und erfreuen sich großer Beliebtheit“, so der Geschäftsführer. Ein „Ritterschlag“, wenn man bedenkt, daß Korea als die Wiege der Schönheitspflege schlechthin gilt und koreanische Kosmetik in Europa derzeit einen wahren Boom erlebt.

Ob Retinol oder Bakuchiol, Hyaluron, Ceramide oder Aprikosenkernöl – die Beautyexperten aus Ludwigsstadt kennen die wirksamsten Rohstoffe und auch die neusten Trends. „Es wird spezieller. Natürlich ist und bleibt ‚clean‘ ein wichtiger Trend. Besonderes Potential sehe ich bei biotechnologisch hergestellten ­Wirk­stoffen, insbesondere für den Anti-Aging-Bereich. In aller Regel haben diese Wirkstoffe sogar eine Naturkosmetik-Zertifizierung. Hier haben wir schon einiges im Portfolio“, sagt Ivo Petschke verheißungsvoll. Die geheimen Rezepturen, die den Erfolg und die Magie von Beautymarken ausmachen, die werden im Frankenwald kreiert.

Um die 20000 Flaschen, Tiegel, Tuben verlassen pro Tag die Ludwigstädter Produktion v. L. A. Schmitt
Um die 20000 Flaschen, Tiegel, Tuben verlassen pro Tag die Ludwigstädter Produktion v. L. A. Schmitt

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