Zweimal im Leben überqueren europäische Aale den Atlantik. Was sie antreibt, wie sie sich dabei orientieren, was in den Tiefen des Meeres vor sich geht, das alles sind noch immer ungelöste Rätsel der Biologie. Sicher ist allerdings, dass der Fisch mit dem schlangenförmigen Körper ohne das Zutun der Menschen in unseren Gewässern nicht mehr vorkäme. Michael Kolahsa erklärt warum.
An Bord eines Aalschokkers erklärt Fischereifachberater Michael Kolahsa die Funktion dieser speziellen Schiffe. Die Romantik ist auch nimmer das, was sie einmal war. Wasser gurgelt aus den Turbinen an der Staustufe Harrbach (Landkreis Main-Spessart). Ockergelbe Schaumkrönchen tanzen auf den Wellen. Der Fluss zieht ruhig und ungerührt vorbei. Soviel Wasser sollte ein Dorado für Fische sein – könnte man meinen. „Mitnichten!“, weiß Michael Kolahsa, der Fischerei-Fachberater des Bezirk Unterfranken. Die insgesamt 34 Staustufen des Mains wären nämlich eine tödliche Falle für Aale, würde der Mensch nicht [...]
Ausgabe September / Oktober 2025 | Natur & Umwelt
Streuobstwiesen sind wertvolle Lebensräume und vom Aussterben bedroht. Über ein unverzichtbares Element der fränkischen Kulturlandschaft, seine Raritäten und Retter.
Blühende Blickachse inszeniert Barockkirche – im Apfeldorf Hausen, Lkr. Rhön-Grabfeld, kommt Streuobst auch als Allee daher. Rhöner Streuobstkoryphäe: Adam Zehntgraf vom Arbeitskreis Streuobst Hausen. Winterhausens Mainufer wäre nur halb so schön ohne seine Streuobstwiesen. Sie erstrecken sich zu beiden Seiten einer malerischen Bucht im Landkreis Würzburg und sind wunderbare Wohlfühlorte. Im Frühling verführen Abertausende Blüten, Vogelgesang und ein betörender Duft, unter den alten Apfel-, Birn- und Zwetschgenbäumen zu wandeln. Einen heißen Sommernachmittag inmitten bunter Wildblumen im Schatten eines Obstbaums verdösen – paradiesisch. Auch im Herbst [...]
Ausgabe September / Oktober 2025 | Natur & Umwelt
Kaum ein Insekt kann die Farbe Rot sehen. Doch zwei Käferarten aus dem Mittelmeergebiet machen eine Ausnahme, wie ein internationales Forschungsteam mit Würzburger Beteiligung jetzt herausgefunden hat.
Ein Käfer der Art Pygopleurus chrysonotus auf einer Blüte der Pfauenanemone (Anemone pavonina) in Griechenland. Der Käfer kann, was andere Insekten nicht können: die Farbe Rot sehen. Foto: Johannes Spaethe / Universität Würzburg Die Augen der Insekten sind in der Regel empfindlich für ultraviolettes, blaues und grünes Licht. Die Farbe Rot können sie – mit Ausnahme einiger Schmetterlinge – nicht sehen. Trotzdem fliegen Biene & Co. auch auf rote Blüten wie die des Klatschmohns. Angelockt werden sie in diesem Fall aber nicht von der roten [...]
Ausgabe Juli / August 2025 | Natur & Umwelt
Damit Honigbienen erfolgreich überwintern, müssen einige Faktoren zusammenspielen. Ein Forschungsteam der Universität Würzburg hat einen entscheidenden identifiziert: Je vielfältiger die Nahrung, desto größer die Überlebenschancen.
Honigbienen an einem Bienenstock. Foto: Pedro Alonso Alonso In gemäßigten Klimazonen stellt der Winter für Honigbienen eine große Herausforderung dar. Um ihr Überleben zu sichern, müssen die Tiere die passende Temperatur im Bienenstock aufrechterhalten und die nächste Generation Arbeiterinnen heranziehen. Von entscheidender Bedeutung ist außerdem die Verfügbarkeit von Blütenpollen als Nahrung. Dabei kommt es nicht nur auf die reine Menge an. Wie ein Forschungsteam der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) festgestellt hat, spielt auch die Vielfalt der verfügbaren Pflanzen eine wichtige Rolle. Ausgewogene Ernährung sorgt für resiliente [...]
Ausgabe Juli / August 2025 | Natur & Umwelt
Im oberfränkischen Wallenfels fällt der Startschuss für das regionale Partnerprojekt „Zukunft Holz-Transformation einer Holzregion“. Geforscht wird nach innovativen Konzepten, um aus dem vom Klimawandel gebeutelten Frankenwald einen gesunden und resistenten Nutzwald zu machen.
Ein trauriges Bild, das betroffen macht: Am Rennsteig befindet sich mit nahezu 500 Hektar die größte Einzelschadensfläche in Bayern. Foto: Markus Wich Es ist ein Moment, der das Zeug hat, in die Geschichtsbücher des Landkreises Kronach einzugehen. Der Ort hätte dafür nicht besser gewählt werden können. In Wallenfels leben die Menschen seit Jahrhunderten von und mit dem Wald. Die Flößer-Gemeinde steht sinnbildlich für die Blüte, aber auch die Nöte des Wirtschaftssektors. In der bis auf den letzten Platz besetzten Schärfkammer des Sägewerks Müller-Gei hat sich [...]
Ausgabe Mai / Juni 2025 | Natur & Umwelt
Die Gemeine Schafgarbe ist eine wichtige Pflanze in der Frauenheilkunde und kann auch sonst mit einem breiten Anwendungsspektrum punkten. Jahrhundertelang wurde sie etwa als blutstillendes Wundheilmittel hochgeschätzt.
Abb.: Gemeine Schafgarbe, Achillea millefolium / Vitus Auslasser 1479 Die antiken Griechen pflegten eine innige Beziehung zur Natur und hielten deren Erscheinungen für beseelt – oder gar von Göttern beherrscht, man denke da nur an das Meer und Poseidon. Auch Pflanzen mit besonderen Eigenschaften gelangten zu göttlichen Ehren wie die betörend duftende Hyazinthe – der zur Blume gewordene Sohn der Muse Klio. Die eher unscheinbare Gemeine Schafgarbe verdankt ihren mythischen Status ihrer Heilkraft – und dem mythischen Status ihren botanischen Namen: Achillea millefolium, benannt nach [...]
Ausgabe März / April 2025 | Natur & Umwelt
Zu keiner anderen Baumart pflegt der Mensch eine so enge Beziehung wie zur Linde – und das seit Jahrtausenden. Ursprünglich als heiliger Baum verehrt, wurde sie später zum wichtigen gesellschaftlichen Treffpunkt und zum Inbegriff der Heimat. Der naturheilkundliche Verein NHV Theophrastus kürte sie zur aktuellen Heilpflanze des Jahres.
Der Anziehungskraft der Linde kann sich kaum einer entziehen. Ganz offensichtlich ist ihre ästhetische Wirkung. Stattliche Solitäre an markanten Stellen der Kulturlandschaft sind eine Augenweide. Hochaufragend mit einer ausladenden und sich aufwölbenden, dichtbelaubten Krone, die an ein umgekehrtes Herz erinnert. Besonders alte Exemplare faszinieren mit knorrigen Stämmen, deren wulstige, knollige Verdickungen und verschlungene Aststränge wie Momentaufnahmen und Konzentrate des Lebens wirken. Bisweilen sind die mächtigen Stämme verbraucht, innen vollständig hohl. Trotzdem erstaunlich vital, bringen sie neue Wurzeln und aufstrebende Triebe mit frischem Grün hervor. Oder [...]
Ausgabe November / Dezember 2024 | Natur & Umwelt
Der Rotmilan ist das heimliche Wappentier der Rhön, denn der inzwischen selten gewordene Raubvogel findet im „Land der offenen Fernen“ noch ideale Lebensbedingungen. Doch auch hier, in einem seiner deutschen Hauptverbreitungsgebiete, muß für den Erhalt der Habitate gekämpft werden. Entscheidende Impulse setzte das Arten-Hilfsprojekt „Rotmilan in der Rhön“.
Der steile Aufstieg zur Platzer Kuppe im Landkreis Bad Kissingen lohnt sich unbedingt, wenn das Wetter mitspielt: Dann eröffnet sich auf dem 736,8 Meter hohen Plateau des südlichsten der Schwarzen Berge ein herrlicher Panoramablick über die Rhön, bisweilen bis zum Taunus. Die gute Aussicht schätzen nicht nur Ausflügler. Im Frühjahr und Sommer hat man hier gute Chancen, den Rotmilan über der offenen Landschaft kreisen zu sehen. Majestätisch gleitet der elegante Greifvogel, die langen, schmalen Flügel ausgebreitet, der gegabelte Schwanz in ständiger Steuerbewegung. Zwischendurch macht er [...]
Ausgabe März / April 2024 | Natur & Umwelt
Die Salzwiesen bei Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) sind die einzigen ihrer Art in Bayern. Ein herausragender und wertvoller Lebensraum von enormer Wichtigkeit für seltene Pflanzenspezialisten und wasserliebende Vögel.
Salzwiese bei Bad Neustadt. Foto: Weissbach Auen sind Ausnahmelandschaften und entziehen sich dem totalen Zugriff des Menschen. Zumindest war das in früheren Zeiten so. Seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts werden auch diese saisonal überfluteten Lebensräume der Rundum-Ökonomisierung des Landes geopfert. Die Saalewiesen bei Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) haben glücklicherweise ihren Charakter bewahrt, obwohl auch sie deutlich verändert wurden. Nicht nur im Frühling und Sommer, wenn das Gras saftig grün und das dunkle Baumband entlang des sich windenden Flusses markant aufragt, entfalten die weiten [...]
Ausgabe Januar / Februar 2024 | Natur & Umwelt
Lange Zeit stockte die Wiedervernässung des von der Klimakrise bedrohten Schwarzen Moores in der Bayerischen Rhön aufgrund unterschiedlicher Ansichten der zuständigen Behörden. Ein Kompromiß brachte im Herbst ein Maßnahmenset auf den Weg, an dem Freiwillige des Bergwaldprojekts beteiligt sind: Sie schuften für mehr Wasser im Moor und sind dabei glücklich.
Es nieselt und ist mit 14 Grad so frisch, daß man mit dem ersten Frösteln seit Monaten klarkommen muß. In diesem Jahr Mitte Oktober fast schon ein meteorologisches Ausnahmeerlebnis: Der Sommer würde danach noch in die Verlängerung gehen. Doch jetzt paßt das Wetter zum Einsatzort. Bevor wir mit Torsten Kirchner, Gebietsbetreuer des NSG Lange Rhön, zur Kernzone des Schwarzen Moores nördlich von Fladungen (Lkr. Rhön-Grabfeld) gelangen, queren wir eine Wiese, die linker Hand von dichten Fichtenreihen begrenzt wird. Dunst entzieht den Bäumen die Farbe und [...]