Das Land? Das Dorf? Sind es noch immer idyllische Bilder, die da die Phantasie von Städtern beflügeln? Wogende Getreidefelder gesprenkelt mit knallrotem Mohn und leuchtend blauen Kornblumen. Das in ein Tal gekuschelte Dorf, überragt vom Kirchturm …? Oder ist man zwischenzeitlich eher desillusioniert?
Mitunter wollen die „Landbewohner“ einfach nicht, wie sie sollen. Der direkte Blick auf das ländliche Hier und Jetzt zeigt jedenfalls immer mehr Felder, die nach dem Vorbild durchrationalisierter LPGs zu gigantischen Flächen für Monokulturen geworden sind. Der kleine bis mittelständische Bauer sieht sich nur allzu oft mächtigen Agrarkonzernen gegenüber. Ein Kampf wie zwischen David und Goliath, nur bislang mit wenig Hoffnung für den Sieg des Schwächeren. Felder sind auf Maximalertrag zu trimmen. Mittels genmanipulierter Pflanzen, den Einsatz von Kunstdünger, insektenbefreit durch Herbizide und Pestizide, effizient [...]
Ausgabe Mai / Juni 2021 | Landleben
Von wegen Romantik: Der Beruf des Schäfers ist hart und dazu noch schlecht bezahlt. Die Schafbeweidung von Photovoltaikflächen wäre ein Zukunftskonzept, das das Einkommen der Schäfer sichern könnte.
Den gefilzten Schlapphut auf dem Kopf, ein Pfeifchen schmauchend und bequem auf den Schäferstab gestützt, beobachtet der Hirte in aller Ruhe seine Herde. Welche Romantik – und welche Symbolkraft! In der Kunst wird das Bild der ländlichen Idylle mit Hirtenszene als Pastorale bezeichnet (vom lateinischen „Pastor“: „Hirte“). In Renaissance und Barock wurden diese Darstellungen als Ideal ländlicher Einfachheit und Ruhe kultiviert; man findet sie ebenso im Rokoko, im Klassizis-mus, in der Frühromantik und der Romantik des 19. Jahrhunderts. Und dann natürlich das Schaf: Seit Jahrtausenden [...]
Ausgabe März / April 2021 | Landleben
Das Künstler-Ehepaar Krystyna Hurec-Diaczyszyn und Karol Hurec hat sich den Traum vom Leben auf dem Land erfüllt. Der Katharinen-Hof in Stockheim ist ein Ort, an dem Mensch, Tier, Natur und Kreativität bestens gedeihen.
Sie ist größer als erwartet, die Nase von Sir Reginald, vor allem, wenn man sie ganz dicht vor sich sieht. Und er kann sie offenkundig in alle Himmelsrichtungen drehen. Dafür hat er den besten Grund der Welt, denn auf dem schön gedeckten Tisch im Garten steht frisch gebackener Apfelkuchen. Neben dem fränkischen Klassiker „Kloß mit Soß‘ “ ist Gebäck eine der kulinarischen Leidenschaften von Sir Reginald, der er einfach nicht widerstehen kann. Er folgt seinem markanten Riechorgan, will sich geradewegs ein kleines Stückchen vom Kaffeetisch mopsen, [...]
Ausgabe März / April 2021 | Landleben
In Franken heilt man sich beim Essen. Das „Penicillin des Gartens“, auch als Meerrettich bekannt, hat antibakterielle und womöglich auch antivirale Wirkung. (Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Meerrettich hilft gegen Grippe, Husten, Asthma, nicht gegen Corona.)
Eine gute Medizin schmeckt dem Gaumen bitter“, lautet eine sprichwörtliche Weisheit. Die Heilpflanze des Jahres 2021 verlangt nach einer Variante: Eine gute Medizin schmeckt ganz schön scharf. Und tatsächlich hat die Jury des NHV Theophrastus (NHV steht für Naturheilverfahren) diesmal die schärfste Gewürzpflanze gekürt, die der heimischen Erde entsproß. „Meerrettich (Armoracia rusticana) hat als Heilpflanze ein großes und bisher leider wenig ausgeschöpftes Potenzial“, lautet die Begründung ihrer Wahl. Die amtierende Bayerische Meerrettichkönigin Theresa I. In Franken allerdings scheint man sich der Heilkraft der Pflanze schon [...]
Ausgabe Januar / Februar 2021 | Landleben
Vor 50 Jahren kreuzte der Thüringer Karl Becker eine neue Kaninchenrasse heraus. Benannt nach seiner Heimat Rhön und reizvoll in Erscheinung und Charakter erobert das possierliche Tier seitdem die Herzen ganzer Züchterdynastien.
Das „Gemeine Rhönkaninchen“ – hübsches Kerlchen Gut getarnt ist halb gewonnen, wenn es ums Überleben in der Natur geht. Und wenn man es nicht besser wüßte, würde man das hübsche Rhönkaninchen mit seinem schwarz-weiß gefleckten Fell als erfolgreiches Ergebnis dieses natürlichen Selektionsmottos ansehen. Sein Felldesign wäre perfekt, um es mit dem Rindenmuster der Birken, die in den Mooren des namengebenden Mittelgebirges heimisch sind, verschmelzen zu lassen. Abgesehen davon, daß im Feuchtgebiet die Buddelbedingungen für Kurzlöffel denkbar schlecht wären, in diesem Falle hatte sowieso ein anderer [...]