Vom schönsten Trümmerhaufen Deutschlands
Würzburg der 50er und 60er Jahre in den Fotografien von Heiner Reitberger
Text + Fotos: Wolf-Dietrich Weissbach
Hätte seine Leidenschaft mehr, um nicht „ausschließlich“ zu sagen, der Fotografie gegolten und hätte er sich nicht so leidenschaftlich mit seiner Stadt beschäftigt, sondern bisweilen auch mit der Welt überhaupt, der Würzburger Journalist, Philosoph, Autor, Künstler, Denkmalpfleger Heiner Reitberger (1923 – 1998) wäre zweifellos in den letztlich doch nicht allzu großen Kreis der berühmten, weit über das lokale, regionale, nationale hinausreichenden Lichtbildner aufgerückt. Es sind mit vielleicht etwa 2500 Fotografien nicht allzu viele, die er hinterlassen hat, aber die sind wahrhaft außergewöhnlich, ja: meisterhaft. Fotografien aus den Nachkriegsjahren, den 50er und 60er Jahren der Mainmetropole, was er selbst einmal als „den schönsten Trümmerhaufen Deutschlands“ bezeichnete, als er noch glaubte, die im Krieg nahezu völlig zerstörte Stadt, würde um ihrer architektonischen Schätze willen wieder, vielleicht wenigstens annähernd, so aufgebaut, wie er sie, als er in den Krieg ziehen mußte, in seiner Erinnerung bewahrt hatte.
Vielleicht ist das aber der Grund, warum seine Fotografien so, wenn es nicht falsch verstanden wird, nüchtern sind, eigentlich ohne Anklage. Die Menschen, die er zeigt, scheinen in der Überzeugung zu leben: Das wird schon wieder. Obgleich es dem Betrachter den Atem verschlägt. Heiner Reitberger in seinen eigenen Worten: „Die Motive wählte ich ohne Suchen.“ Und das, so darf man wohl behaupten, hat er mit den ganz großen Fotojournalisten gemein, die nie an den Bildern einfach vorbeigehen konnten. Allein, seine Welt war kleiner. Verstehen Sie unsere kleine Auswahl als Hommage an einen großartigen Fotografen … und gewiß auch Menschen.