Kunst geht fremd… und mit der Zeit
Gehen Sie mit der Zeit? Was bedeutet es überhaupt, wenn man „mit der Zeit geht“? Diese Frage haben sich die 18 unterfränkischen Museen gestellt, die ihre Museumsobjekte vom 22. Juli bis 9. November 2025 im Rahmen des musealen Netzwerks „Kunst geht fremd“ auf die Reise durch ganz Unterfranken schicken.
Text: Anna Vatteroth

Passend zum diesjährigen Motto „Kunst geht fremd… und mit der Zeit“ setzen sich die verliehenen Ausstellungsstücke alle mit der Zeit auseinander: Die Objekte erzählen sowohl von der Endlichkeit, derer wir uns manchmal nicht und manchmal ganz besonders bewußt sind. Von Modernität und dem damit verbundenen Lebensgefühl einer Epoche und Gesellschaft. Manche Objekte zeigen die Zeit an und geben der Zeit, die erstmal unendlich und nicht greifbar zu sein scheint, eine Maßeinheit. Wer mit der Zeit geht, ist offen für Veränderung, für Innovationen und Fortschritt. Und so stehen die „Fremdgänger“ in diesem Jahr, alle zusammen und jeder für sich für all diese unterschiedlichen Facetten von Zeit.

Der „Fremdgänger“ aus dem Heimatmuseum Ebern, eine Melkmaschine aus den Jahren um 1960, hat beispielsweise im Museum Terra Triassica in Euerdorf sein neues Zuhause auf Zeit gefunden. Sie steht wie kein anderes Gerät für den Fortschritt in der Viehwirtschaft. Das Spessartmuseum in Lohr am Main schickte dieses Jahr die Wandertrophäe des Betrieblichen Vorschlagswesens der Eisengießerei Rexroth aus Lohr am Main auf die Reise. Sie erzählt in der Barockscheune Volkach ihre Geschichte und macht deutlich, daß nicht nur in der Management-Ebene eines Unternehmens Vorschläge entstehen können, um Arbeitsvorgänge zu verbessern und Unternehmen zu modernisieren. Die Puppenküche aus dem Museum Obere Saline in Bad Kissingen ist über 150 Jahre alt und wurde mit der Zeit immer wieder ergänzt und verändert. Aber nicht nur das Objekt selbst „ging mit der Zeit“. Vielmehr macht es den mit der Zeit veränderten Blick auf die Erziehung von Mädchen deutlich, die spielerisch auf das spätere Führen eines Haushalts vorbereitet werden sollten. Das Spielzeug ist aktuell im Fastnachtmuseum in Kitzingen zu Besuch.
Der Objekttausch findet bereits zum 15. Mal statt, 2011 wurde das museale Netzwerk „Kunst geht fremd“ gegründet. Damals tauschten vier Museen untereinander Objekte aus. In den Folgejahren nahmen immer mehr unterfränkische Museen teil und so wuchs das Projekt rasch. Mittlerweile beteiligen sich 18 Museen an der jährlich stattfindenden Tauschaktion. Dabei zeichnet die Museen ihre Unterschiedlichkeit aus, sowohl was ihre Größe und Bedeutung als auch ihren Sammlungsschwerpunkt betrifft und macht damit dieses Netzwerk und die Objekte, die verliehen werden, besonders spannend. Denn die Idee des Netzwerks ist, daß jedes Museum ein geliehenes Objekt, einen sogenannten „Fremdgänger“ präsentiert, der nicht ganz in den eigenen Ausstellungskontext passt. Sie sollen damit den Besucherinnen und Besuchern ermöglichen, neue Blickwinkel einzunehmen, die Perspektive zu wechseln und die vielleicht bereits wohlbekannte Dauerausstellung in einem neuen Licht zu sehen.
Mit dem Netzwerk nimmt Unterfranken eine Vorreiterrolle ein, da das Projekt in Bayern einzigartig und nur durch die langjährige Unterstützung durch den Bezirk Unterfranken möglich ist.

Dieses Jahr sind folgende Museen beteiligt:
- Museen Schloß Aschach
- Museen der Stadt Aschaffenburg
- Museum Obere Saline Bad Kissingen
- Heimatmuseum Ebern
- Museum Terra Triassica Euerdorf
- Fränkisches Freilandmuseum Fladungen
- Museum Johanniskapelle Gerolzhofen
- Knauf-Museum Iphofen
- Deutsches Fastnachtmuseum Kitzingen
- Spessartmuseum Lohr
- Museen Miltenberg
- Henneberg-Museum Münnerstadt
- Kloster Wechterswinkel
- Kunsthalle Schweinfurt
- Jüdisches Kulturmuseum Veitshöchheim
- Museum Barockscheune Volkach
- Museum im Kulturspeicher Würzburg
- MAD – Museum am Dom Würzburg
Begleitet wird die Tauschaktion durch verschiedene Veranstaltungen in den teilnehmenden Museen. So können sich die Besucherinnen und Besucher unter anderem bei einem Kreativnachmittag für Kinder, bei einer Kuratorenführung, einem Objektgespräch, im Rahmen eines Vortrags oder eines Kunstaperitifs mit Kurzführung mit dem jeweiligen Objekt auseinandersetzen.
Das Netzwerk ist nicht nur analog, sondern ebenfalls digital aktiv. Auf der Homepage www.kunst-geht-fremd.de finden Interessierte alle wichtigen Informationen zum Projekt und zu den Begleitveranstaltungen. Unter den Hashtags #KunstGehtFremd und #KunstGehtMitderZeit werden die teilnehmenden Museen Beiträge zu den „Fremdgängern“ über die gesamte Laufzeit der Aktion auf Instagram veröffentlichen.
Seien Sie Teil dieser spannenden Entdeckungsreise durch ganz Unterfranken! Machen Sie sich auf den Weg in die vielfältige unterfränkische Museumslandschaft und lassen Sie sich die spannenden (Kunst-) Geschichten erzählen!