Hafen! Alter Hafen? Neuer Alter Hafen!!!
Bayerns ältester Binnenhafen im unterfränkischen Marktsteft.
Text: Antje Roscoe | Fotos: Stefan Kendl

1448
Lange schon hatten die Markgrafen von Ansbach Richtung Main geschielt. Jetzt gelingt ihnen der Kauf der „Sechs Maindörfer“, darunter das dem Hl. Stephanus geweihte „Stefft“. Mit dem Zugang zum Main, der Wasserstraße, geht es für sie um nichts weniger als um Einnahmen für eine standesgemäße, wirtschaftliche Existenz.
200 Jahre später gehen es die Ansbacher merkantilistisch an. Das Häckerdorf soll ein städtebauliches und wirtschaftspolitisches Musterstück werden: Mühlen, Manufakturen, Handelshäuser werden gebaut sowie ein Hafen und nicht bloß, wie üblich, eine Mainlände. Dafür wird ein Altarm des Mains ausgeschachtet und mit einem unterirdischen Strömungskanal von mainaufwärts versehen, damit er nicht versandet.
1711
begonnen, wird der „Canal“ später noch mit Hafenmauern befestigt. Er wird „Bayerns ältester Hafen“ werden, wenngleich das markgräfliche Pionierstück erst 1808 bayerisch wird. Auch wird ein zunächst hölzerner und 1764 der steinerne Ladekran ergänzt. Dessen Sockel ist noch als Relikt erhalten und beflügelt die Phantasie, weil „Hafenbar“ über der Tür steht und seine Sanierung noch ansteht.

1777
Zur Blütezeit des Hafens gehört die Verschiffung von weit mehr als tausend jungen Männern als Soldaten. Sie waren von Markgraf Carl Alexander von Brandenburg-Ansbach für den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg an England verkauft worden. Und auch Auswanderer gingen hier an Bord Richtung Neue Welt.
Aber: Die regelmäßigen Mainhochwasser sind ein Problem für den Hafen und mit der Eisenbahn kommt ein starker Konkurrent. Die Fürsten sind weg und der Hafen verödet ab 1814, kann dadurch aber seine Ursprünglichkeit bewahren. Die Lagerhäuser nutzt zunächst das Königlich Bayerischen Hauptzollamt.


1885
Jetzt ist es die Farbenfabrik Georg Lucas, die das Gelände mit den verschiedenen Gebäuden neu prägt, weithin sichtbar mit dem ziegelsteinernen Schornstein an der Wasserkante. Unter anderem Rebschwarz wurde hergestellt, was typisch ist für Franken, denn zur Gewinnung der Farbpigmente wurden gerodete Weinstöcke oder Rebschnitt verköhlt. Verwendung fanden sie in Druckerschwärze. Das Sortiment der Farbenfabrik hat zuletzt beim farblichen Finish der Sanierung inspiriert, denn kurz vor der Jahrtausendwende beginnt der Hafen- und Kulturverein gegen den Verlust anzukämpfen, mit Führungen und Feiern: das dritte Wochenende im Juli ist Hafenfest in Steft.
2012
kauft die Stadt Marktsteft die kulturhistorisch wertvolle Hafenanlage und Bürgermeister Thomas Reichert darf sich kümmern. „Ziele zu haben, die richtigen Menschen an der Seite zu wissen und jede Menge Tatendrang …“, blickt er auf das einmalige Projekt zurück, „das Ergebnis war jegliche Mühe, alle Minuten und Stunden Einsatz und jede schlaflose Nacht absolut wert!“ Die künftige Nutzung war, wie so oft die alles entscheidende Frage und ein langwieriger Prozess, bis die Akteure feststanden und gemeinsam geplant werden konnte für eine Gastronomie und ein Hotel, inklusiv betrieben durch die InklusionCatering Mainfranken GmbH (InCa) sowie die Umweltstation des Landkreises Kitzingen mit ihren Bildungsprojekten.

2024
Mit der Fertigstellung es neuen Alten Hafens ist jede Menge Leben zurückgekehrt. Nicht zuletzt sollte das Hafenareal direkt am Mainradweg nämlich der touristischen Aufwertung des Maindreiecks dienen. Die Stadt hat parallel begonnen, sukzessive die Mainwiesen zum Mainauen-Park umzugestalten, einen naturnahen Landschaftspark mit Fitnessgerät und Naschobst, mit Ausguck und Badebucht. Wasserfest natürlich, falls der Main mal wieder über die Ufer reinschaut.
Das wäre nicht das erste Mal, weshalb bei der Sanierung entsprechend vorgesorgt wurde. Für Architekt Friedrich Staib war es noch ein Grund, auf das Bewährte zu setzten: „Vorhandenes wurde herausgearbeitet und konserviert und Neues erschaffen – in einer Qualität, die dem Alten gegenüber Bestand hat.“ Von den Betonierungen über die preußischen Kappendecken bis hinauf in die Dachstühle wurde erhalten, was immer möglich war, des historischen Ensembles und der Nachhaltigkeit wegen. Definitiv sieht es jetzt wieder nach einer standesgemäßen wirtschaftlichen Existenz aus.