Weltweit führend, in Franken daheim
Aus einem Fürther Hinterhof in die weite Welt – so ließe sich die Geschichte der MEKRA Lang Group in einem Satz zusammenfassen. In über 90 Jahren Firmengeschichte ist jedoch weitaus mehr geschehen, als sich in einem einzigen Satz darstellen ließe. Neben Spiegelsystemen für Nutzfahrzeuge produziert die MEKRA Lang Group heute auch Kamera-Monitor-Systeme für nahezu alle namhaften Hersteller im Nutzfahrzeugbereich.
Text: Roman Mollwitz | Fotos: MEKRA Lang Group

Die Anfänge

Am 2. Mai 1932 heirateten Frieda und Hans Lang und gründeten am Tag ihrer Hochzeit als gleichberechtigte Partner die Spiegelfabrik Ing. Hans Lang – zu einer Zeit, in der Frauen noch ihre Männer um Erlaubnis bitten mussten, eine Arbeit aufzunehmen. Die ersten Geschäftsräume befanden sich in einem Hinterhofkeller in der Geierstraße 3 in Fürth. Bereits ein Jahr später konnte der erste Mitarbeiter eingestellt werden.
Im Jahr 1939 wurde Hans Lang zur Wehrmacht eingezogen. Während seiner Abwesenheit führte seine Frau Frieda das Unternehmen weiter. 1943 ereignete sich jedoch eine schwere Explosion, bei der sie ihr linkes Augenlicht verlor und das rechte Auge zur Hälfte zerstört wurde. In der Folge musste der Betrieb eingestellt werden. In den letzten Kriegstagen 1945 wurden zudem die Geschäftsräume bei einem Bombenangriff vollständig zerstört. Noch im Herbst 1945 nahmen Hans und Frieda Lang den Betrieb wieder auf, zunächst mit dem Einglasen von Fenstern. Im Jahr 1947 konnte auch die Belegerei mit gerettetem Silbernitrat erneut in Betrieb gehen. 1954 musste der älteste Sohn, Heinrich Lang, sein Maschinenbaustudium abbrechen, um im elterlichen Betrieb voll mitzuarbeiten, da sein Vater Hans Lang schwer erkrankt war.
Spiegel für Kraftfahrzeuge
Den ersten Spiegel für ein Kraftfahrzeug fertigte das Unternehmen im Jahr 1956, zuvor hatte die Spiegelfabrik Ing. Hans Lang vor allem Spiegel für den Kosmetikbereich hergestellt. Ein Jahr später trat der jüngere der beiden Söhne, Günter Lang, ins Unternehmen ein. Als im Jahr 1963 die Ing. Hans Lang GmbH & Co. KG gegründet wurde, übernahm somit die zweite Generation komplett die Verantwortung als geschäftsführende Gesellschafter.
Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich die noch kleine Firma in Fürth rasch weiter. Der Standort wurde in eine modernere Betriebsstätte nach Fürth-Stadeln verlegt, und die Brüder nahmen die erste Spritzgussmaschine in Betrieb. 1975 entstand der erste Lkw-Spiegel – das Modell 250 K – für den Nutzfahrzeughersteller MAN. Dieses Produkt markierte den Beginn der heutigen Erfolgsgeschichte der MEKRA Lang Group.
Aus Fürth raus aufs Land
Das Unternehmen wuchs stetig, jedoch konnte die Stadt Fürth keine ausreichend großen Flächen zur Verfügung stellen. Als Heinrich Lang dies in Ergersheim, wo er seit 1959 eine Jagdpacht besaß, im Wirtshaus erzählte, kontaktierte ihn bereits am nächsten Tag der Bürgermeister der Gemeinde. Gemeinsam suchten sie geeignete Grundstücke. Nur wenige Wochen später rollten die Bagger an. 1979 nahm die Rangau Plastics Ergersheim ihren Betrieb auf und produzierte verschiedenste Produkte aus Kunststoffen aller Art.
Den Namen MEKRA erhielt die Firma nach dem Erwerb der Metallwarenfabrik Krause (MEKRA) aus Nürnberg im Jahr 1980 und der anschließenden Fusion mit der in Ergersheim ansässigen Rangau Plastics zur MEKRA Rangau Plastics GmbH & Co. KG im Jahr 1981.

Internationalisierung und Standorte
Das tschechische Pilsen wurde 1991 zum ersten internationalen Standort in der Firmengeschichte. Es folgten weitere Werke im Ausland. Heute unterhält die MEKRA Lang Group Standorte in den Vereinigten Staaten, der Türkei, in China, Brasilien, Tschechien und Mexiko. Der Hauptsitz der Gruppe befindet sich seit 2013 in Ergersheim. Im selben Jahr wurde der Standort der Firma Ing. Hans Lang in Fürth-Stadeln geschlossen, an dem zuvor Pkw-Spiegel hergestellt worden waren.

Die Glasproduktion erfolgte anschließend hauptsächlich in China und lokal in Ergersheim. Dort hatte man sich bereits 2004 mit der Gründung des Schwesterunternehmens Lang Technics auf die Spiegelglaserstellung vor Ort konzentriert und spezialisiert. Bis heute trägt die außergewöhnlich hohe Produktionstiefe – mit eigener Spiegelglasherstellung, eigener Kunststofftechnik und eigener Montage – maßgeblich zum Erfolg der MEKRA Lang Group bei. Ergänzt wird dies durch konzerneigene Entwicklungs- und Konstruktionsabteilungen. Diese Kombination macht das Unternehmen bis heute zum weltweit führenden Hersteller von Sichtsystemen für Nutzfahrzeuge.

Kamera statt Spiegel
MEKRA Lang-Außenspiegel erfüllen sämtliche gesetzlichen Sichtfeldanforderungen vor und neben dem Nutzfahrzeug – und gehen noch darüber hinaus. Der Bereich direkt hinter dem Fahrzeug war jedoch lange Zeit unbeachtet. MEKRA Lang erkannte früh das Potenzial von Kameras, um diese Lücke zu schließen – und wollte dieses Feld nicht anderen überlassen. Da die damals erhältlichen Kameras aus Fernost den hohen Anforderungen im Nutzfahrzeugbereich nicht genügten, fiel 2000 die Entscheidung, eine eigene Elektronikabteilung zur Kameraentwicklung aufzubauen.

Bereits 2003 präsentierte das Unternehmen die erste eigenentwickelte Komplettkamera. Diese Pionierarbeit legte den Grundstein für ein revolutionäres Produkt: das 2018 vorgestellte, mehrfach ausgezeichnete Digital VisionSystem (DVS) – das erste in Serie produzierte, TÜV-homologierte Spiegelersatzsystem für Lkw. Mit HDR-Kameras und erweitertem Sichtfeld war das DVS ein großer Schritt in die „Vision 4.0“.
Die Frage, ob es möglich sei, den Spiegel irgendwann vollständig durch Kameras zu ersetzen, tauchte bereits Anfang der 2000er Jahre bei der MEKRA Lang Group und ihren Kunden auf. Es folgte eine intensive Zeit der Forschung und zahlreicher Tests. Anfangs löste die Idee eines Spiegelersatzsystems nicht überall Begeisterung im Unternehmen aus. Schließlich waren Spiegel von Anfang an das Kerngeschäft von MEKRA Lang. Eine Spiegelfirma, die den Spiegel abschafft? Für viele undenkbar! Es brauchte Zeit, bis gegenseitiges Verständnis und Vertrauen wuchsen.

Bis heute sind Elektronikfertigung und -entwicklung kontinuierlich gewachsen und machen inzwischen einen wesentlichen Teil der MEKRA Lang Group aus. 2012 wurde das Sortiment im Elektronikbereich mit der Gründung des Tochterunternehmens MEKRAtronics erweitert. MEKRAtronics vertreibt neben Kamera-Monitor-Systemen auch Radarsysteme zur Objekterkennung für die Nachrüstung von Nutzfahrzeugen – sowohl für Onroad- als auch für Offroad-Anwendungen.

Die MEKRA Lang Group heute
Heute wird das Familienunternehmen in dritter Generation von Susanne Lang als geschäftsführender Gesellschafterin geführt. In der Geschäftsführung unterstützt wird sie von Bernd Dehner (CTO) und Thomas Kolodziej (CFO). Den asiatischen Markt verantwortet Bernd Bögel als Geschäftsführer. Das Unternehmen produziert jährlich rund 11 Millionen Produkte und unterhält eine betriebseigene Montessori Ganztags-Kita in Ergersheim sowie eine Ganztags-Grundschule in Uffenheim – das Frieda Lang Haus, benannt nach der Firmengründerin.

Bernd Dehner (CTO), Thomas Kolodziej (CFO), Susanne Lang (CEO, geschäftsführende Gesellschafterin), Bernd Bögel (Geschäftsbereich Asien)
Mittlerweile beschäftigt die MEKRA Lang Group etwa 2.400 Mitarbeitende, davon rund 1.500 am Standort Ergersheim. Als Anbieter innovativer Produkte und Lösungen präsentiert sich die Gruppe heute als geschätzter Partner nahezu aller namhaften Nutzfahrzeughersteller, als Systemlieferant für Spiegel- und Kamera-Monitor-Systeme sowie als Zulieferer für Lkw, Bau- und Agrarmaschinen, Busse, Wohnmobile und Transporter.