Ausgabe September / Oktober 2025 | Soziales

Ora et labora

„Bete und arbeite und lies.“ In diesem Dreiklang nach der doch weitläufig bekannten Regel des heiligen Benedikts, findet das ­klösterliche Leben in der Benediktinerinnenabtei Maria Frieden im oberfränkischen Kirchschletten nahe Bamberg statt. Alles, was zu tun ist, geschieht in der Gemeinschaft und auf dem Platz, auf dem sie oder auch er gebraucht wird. Denn auch Gäste sind immer ­herzlich willkommen und können mittun.

Text: Silke Heimerl
Eingang zur Benediktinerinnenabtei Maria Frieden in Kirchschletten. Foto: Abtei Maria Frieden
Eingang zur Benediktinerinnenabtei Maria Frieden in Kirchschletten. Foto: Abtei Maria Frieden

Mutter Mechthild Thürmer OSB, Äbtissin der Gemeinschaft der Benediktinerinnen in der Abtei Maria Frieden, begrüßt uns herzlich am großen weit offenen Tor. Der Weg zum Haupteingang führt durch den vorderen Bereich des Klostergartens, vorbei an einer Sandsteinstele mit dem Bildnis der Mutter Gottes vom Guten Rat. Jene hat die Gründerin Mutter Äbtissin Eldetraud Danner OSB sehr verehrt. Sie erhielt 1953, von den Philippinen kommend, von der Kongregation der Religiosen die Genehmigung, in der Erzdiözese Bamberg, in Kirchschletten, das Priorat Maria Frieden zu errichten. Am 5. Mai 1973 wurde das Priorat zur Abtei erhoben.

Mutter Mechthild zückt ihr Handy und bittet eine junge Frau herbei, die selbst als Gast für „Kloster auf Zeit“ in der Abtei ist.

Sie möge die neue Mitbewohnerin abholen und ihr alles zeigen. Jetzt betreten wir das Gebäude, das einst ein Barockschloß gewesen war und seit 1953 mit viel Eigenleistung der Schwestern in ein Nonnenkloster umgestaltet wurde.

Vorbei an der kleinen Grablege der Gründerin gelangen wir in die Abteikirche, deren wichtigstes Ausstattungsstück der spätbarocke Hochaltar von 1779 ist. Er wurde ursprünglich für die St. Martins-Kirche in Forchheim als „Heiliges Grab“ geschaffen, wo er allerdings seit den 1960er Jahren keine Verwendung mehr fand. 1977 konnte die Abteikirche geweiht werden. Mutter Mechthild hat hier damals selbst gemeinsam mit anderen Jugendlichen und Schwestern beim Kirchenbau mitgewirkt. „Es war eine ganz besondere Erfahrung; ich habe Kirchschletten als Jugendliche kennengelernt, bin zu Meditationswochenenden mit hergefahren. Dann ging‘s hier an mit dem Kirchenbau, da durfte ich mithelfen. Und dann habe ich die Schwestern erlebt, wie sie so gut zusammengeholfen haben und war ganz begeistert, etwas zu demolieren und im Hinterkopf zu wissen: Ich baue an einer Kirche mit.“ Vor allem auch das Chorgebet hat sie beseelt und in ihr den Wunsch wachsen lassen: „ich will so werden, wie diese Schwestern.“ Mit 20 Jahren ist sie dann am 1. Oktober 1978 eingetreten. Schwester Mechthild Thürmer OSB wurde am 21. Oktober 2011 zur Äbtissin der Gemeinschaft der Benediktinerinnen gewählt und am 11. November von Erzbischof Schick dazu geweiht.

Seit 2005 leitet ein Verwalter mit seinen Kollegen den landwirtschaftlichen Betrieb. Unter Mithilfe der Schwestern und Auszubildenden wird seitdem der vielseitige Betrieb gestemmt. Der kleine Sohn von Simon Wiblishauser hilft auch schon fleißig mit, ebenso wie Gäste der Abtei. Foto: Silke Heimerl
Seit 2005 leitet ein Verwalter mit seinen Kollegen den landwirtschaftlichen Betrieb. Unter Mithilfe der Schwestern und Auszubildenden wird seitdem der vielseitige Betrieb gestemmt. Der kleine Sohn von Simon Wiblishauser hilft auch schon fleißig mit, ebenso wie Gäste der Abtei. Foto: Silke Heimerl

„Ich würde es jederzeit wieder tun!“

Die Klosterkirche ist der zentrale Ort der Abtei. Foto: Abtei Maria Frieden
Die Klosterkirche ist der zentrale Ort der Abtei. Foto: Abtei Maria Frieden

Bundesweit Schlagzeilen machte die resolute Ordensfrau vor nicht allzu langer Zeit. Weil sie in mehreren Fällen Kirchenasyl in Ihrer Abtei gewährt hatte, drohte ihr 2020 vorübergehend sogar eine Haftstrafe. Laut einer Erklärung der Freisinger Bischofskonferenz habe sie sich an alle Absprachen gehalten und man stehe hinter der Tradition des Kirchenasyls. Das Verfahren wurde schließlich eingestellt. Für ihre Haltung wurde Mutter Mechthild Thürmer OSB der Göttinger Friedenspreis sowie der Löwenherz Friedenspreis 2021 verliehen. Angesichts der aktuellen politischen Lage sagt sie heute: „Ich würde es jederzeit wieder tun!“

eucharistisch – marianisch – benediktinisch

Als Benediktinerinnen legen die Schwestern besonderen Wert auf eine schön gestaltete, feierliche und würdevolle Liturgie. „Sie ist nämlich die tragende Säule unseres Tages“, erklärt Mutter Mechthild. „In der Hl. Messe erhalten wir Kraft für den Tag. Wir verwenden auch einiges an Zeit für das gemeinsam gesungene Chorgebet und für das Üben dafür. Das macht das Leben abwechslungsreich und einfach auch schön“, strahlt Mutter Mechthild. Nur durch die Gnade Gottes sei der Dreischritt, der aus der Regel Benedikts herausgelesen werden kann, lebbar: „Ora et labora et lege.“ – „Bete und arbeite und lies.“ Diese Struktur teilt den Tag einer Benediktinerin ein. Denn ein gelingendes geistliches Leben, wie Benedikt es versteht, braucht ein ausgewogenes Maß von Gebet, Arbeit und geistlicher Lesung.

Ohne persönliche Lesung und privates Gebet ist keine intime Gottesbeziehung entfaltbar, ohne sinnerfüllte Arbeit entsteht keine Zufriedenheit und ohne Liturgie würden man sich der Nähe Gottes in den Sakramenten und im gemeinsamen Beten berauben. Jede benediktinische Abtei ist unterschiedlich. Durch ihre Gründerin ist die Abtei Maria Frieden besonders eucharistisch und marianisch geprägt.

 

Es gibt immer viel zu tun

Der Abtei angeschlossen sind ein landwirtschaftlicher Betrieb, mit Getreide- und Gemüseanbau, einer Herde Coburger Fuchsschafe, Streuobstwiesen und einem Kräutergarten, ein Klosterladen, das Gästehaus und eine Wachswerkstatt. Hier werden Kerzen kunstvoll verziert, in vielen Formen und Farben für alle Anlässe und für jeden Geldbeutel. „So manche Kerze ist eine ziemlich aufwändige Angelegenheit, die aber auch wiederum Raum fürs Meditieren und Beten bietet“, sagt Mutter Mechthild, die auch gelegentlich gerne selbst mitarbeitet. Verkauft werden die Kerzen im Klosterladen, auf Märkten und über Infomaterial auf der Homepage.

„Wir sind hier nicht im Gefängnis! Die Gitter sorgen dafür, daß wir nicht geklaut werden“, lacht Mutter Mechthild. „Die Schlüssel stecken innen!“ Foto: Silke Heimerl
„Wir sind hier nicht im Gefängnis! Die Gitter sorgen dafür, daß wir nicht geklaut werden“, lacht Mutter Mechthild. „Die Schlüssel stecken innen!“ Foto: Silke Heimerl

Eigenfinanziert

Auch für das Marketing der Kerzen ist Mutter Mechthild zuständig. Als eine Kongregation päpstlichen Rechts erhalten die Nonnen keine Kirchensteuermittel und müssen sich selbst finanzieren. Trotz der Einnahmen aus Landwirtschaft, Gäste- und Bildungshaus sowie der Wachswerkstatt tragen Spenden und ehrenamtliche Tätigkeiten wesentlich dazu bei, daß die täglichen finanziellen Ausgaben, caritative Aufgaben sowie der Erhalt der Gebäude und der Anlagen gedeckt und unterhalten werden können, damit sich alle wohl fühlen können.

Bereits im Jahr 2000 wurde auf Bio-Landwirtschaft umgestellt. Zu diesem Thema kann man sich hier auch weiterbilden. Foto: Silke Heimerl
Bereits im Jahr 2000 wurde auf Bio-Landwirtschaft umgestellt. Zu diesem Thema kann man sich hier auch weiterbilden. Foto: Silke Heimerl

Gäste sind herzlich ­willkommen!

Der Gästebereich wurde vor ein paar Jahren durch ein neu renoviertes Pilgerhaus erweitert. Der Jakobsweg führt bei Oberleiterbach 3 km an Kirchschletten vorbei und es kommen immer wieder Pilger hierher. Es melden sich auch regelmäßig Gruppen unterschiedlicher Größe an, um z.B. Seminare abzuhalten. „Aber in dieses Haus dürfen auch all die Menschen, die Ruhe und Erholung suchen“, betonte Mutter Mechthild. „Vor allen Dingen junge Frauen, die mal ausprobieren wollen, wie das Klosterleben so ist… und auch alle anderen – ich frage nicht nach der Konfession – die Ruhe und Erholung, Zeit für sich und für Gott suchen und finden wollen.“ Wie z. B. Layne aus Berlin, die eigentlich aus Kalifornien stammt und die das Angebot „Kloster auf Zeit“ erproben möchte. Man kann für einige Tage oder Wochen den Tagesablauf und die Arbeitsbereiche der Schwestern kennenlernen, hält sich aber im Gästebereich auf. Auch Gespräche mit der Äbtissin und/oder Novizenmeisterin können vereinbart werden, um den eigenen Berufungsweg zu klären. Wenn die Interessentin innerhalb der täglichen Arbeitszeiten mitarbeitet, ist der Aufenthalt i.d.R. mit keinen größeren Kosten (Spende auf freiwilliger Basis) verbunden, denn materielle Dinge sollen keiner Berufung im Weg stehen. So heißt es auch auf der klostereigenen Website der Abtei Maria Frieden.

Ein solcher Aufenthalt kann z. B. auch der Weg dahin sein, sich der Abtei als Oblatin bzw. Oblate anzuschließen und sich an der Spiritualität der Benediktsregel zu orientieren. Der Name „Oblate“ (oblatus = der Hingegebene, Aufgeopferte, Dargebrachte) bezeichnet ein grundlegendes christliches Lebensprogramm. Die Oblation ist eine persönliche Lebensentscheidung und bedeutet nicht nur die Aufnahme in einen Freundeskreis der jeweiligen Abtei. Die Verbundenheit mit der Gemeinschaft und deren Gebetsleben bilden die Grundlage und Kraftquelle für den Einsatz der Oblaten in Familie, Beruf und Pfarrgemeinde. In der Abtei Maria Frieden gibt es also viele Möglichkeiten, in Gemeinschaft betend und arbeitend sich und Gott ein wenig näher zu kommen. Mutter Mechthild lädt herzlich dazu ein.

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