Für Gourmets
Text + Fotos: Wolf-Dietrich Weissbach
Von Fischliebhabern wird der Karpfen als ältester, europäischer Kulturfisch – wie das Bild aus dem Karpfenmuseum in Neustadt-Aisch belegt – im Notfall bis auf die Knochen abgenagt. Nicht: bis auf die „Gräten“! Cyprinus carpio, wie wir ihn nun mal kennen, stammt aus dem alten Rom (jedenfalls in seiner domestizierten Art), und nicht wie sein Urahn aus China, hat tatsächlich ossa pisces also Knochen, ist aber nicht zu sportlichen Höchstleistungen, wie dem Sprung über das Drachentor im gelben Fluß in der Lage, wodurch er sich nämlich sofort in einen Drachen verwandeln (Symbol für Transformation) und dafür eben nicht auf die Speisekarte gelangen würde. Natürlich ist bei uns vom Karpfen nicht alles rundum bekömmlich, was allerdings nur in seltenen Fällen, etwa wenn es sich um einen anderenorts auch „Seebinkel“ genannten Karpfen von 35 kg und mehr Lebendgewicht handelt, zu ernsten Erkrankungen oder gar zum Tod führen könnte – ißt man ihn alleine und auf einmal. Was vermutlich sogar den römischen Gott der Fische, Neptun, verschreckt hätte, der es etwas gediegener schätzte. Unser inzwischen heimischer Karpfen hingegen ist sogar gesund, ist reich an Vitaminen, Proteinen, Mineralstoffen und Omega-3-Fettsäuren; ist ein Symbol für Kraft, Wohlstand und ein langes Leben. Gleich gar, wenn er von Antonia Dümmler, der neuen Karpfenkönigin für den Aischgrund, empfohlen wird.