Ausgabe Mai / Juni 2025 | Essen & Trinken

Der Schmeilsdorfer Bier-Revoluzzer

Unter der Marke „Mr. Hops“ braut Daniel Manzer handwerklich anspruchsvolle, aromatische und naturtrübe Bierspezialitäten. Sein „Craft-Beer“ ist jetzt schon Kult in der Region.

Text + Fotos: Sabine Raithel
Daniel Manzer braut ganz besondere Biere.
Daniel Manzer braut ganz besondere Biere.

Schmeilsdorf, ein Gemeindeteil von Mainleus: ein Schloß, eine Kapelle, ein paar Hundert Einwohner. Doch einmal im Monat hüllt sich der kleine Ort in die große Welt der Hopfenaromen – von zitronig bis honigsüß, rauchig wie Schinken oder trocken wie Champagner. Das passiert immer dann, wenn Daniel Manzer seine Brauanlage anwirft und einen neuen Sud ansetzt.

sBier – landläufig denkt man da an ein Helles, ein Dunkles oder ein Weizen. Daniel Manzer gehört zur jungen Generation experimentierfreudiger Brauer, die nach süffigen Alternativen zu den für den Massenmarkt hergestellten Sorten suchen. In einem handwerklich aufwändigen Prozess produziert der 34jährige Braumeister in seinem Schmeilsdorfer Ein-Mann-Betrieb ein hocharomatisches, naturtrübes „Craft-Beer“ und mischt damit die Bier-Szene wohltuend auf. Er tut das, weil er gutes Bier mag – vor allem in seiner ganzen Vielfalt. „Craft-Beer“, was nichts anderes bedeutet, als handwerklich hergestelltes Bier, ist die individuelle Antwort auf industrielle Schüttware. In Oberfranken, wo es noch eine Reihe kleiner Privatbrauereien gibt, die nach eigenen Rezepturen brauen, hat „Craft-Beer“ Tradition, auch wenn es nicht immer so heißt.

Schon als Jugendlicher entdeckt Daniel Manzer im Rahmen eines Praktikums in einer Brauerei seine Leidenschaft für das Experimentieren und die Welt der Aromen. Er macht bei der Stadtsteinacher Privatbrauerei Schübel eine Ausbildung zum Brauer, wechselt dann für einige Jahre zu einer Spezialitätenbrauerei nach Ulm und schließlich weiter in die Oberpfalz. 2019 zieht es ihn zurück in seine oberfränkische Heimat. Er beginnt seine berufliche Laufbahn bei IREKS in Kulmbach und beschäftigt sich dort seither mit der Produktion hochwertiger Malze. Nebenbei mietet er in seinem Heimatort Rugendorf eine leerstehende Gewerbeimmobilie und legt den Grundstein für ein leidenschaftliches Hobby: das Brauen von Spezialitätenbieren. Mit einer 150er-Anlage produziert er in kleinen Chargen zunächst ein Helles, mit dem er schon zwei Jahre später den angesehenen „International Craft-Beer-Award“ in Silber von Meininger in der Kategorie Kellerbier (hell) einheimst. Er braut für das Kulmbacher Altstadtfest Helles und Rotbier, veranstaltet einmal im Monat in Rugendorf Musik-und-Bier-Feste. Nicht lange, da entwickelt sich der Hopfensaft aus Rugendorf vom Geheimtipp zum Kult-Getränk und die 500 Liter, die er pro Monat braut, können die wachsende Nachfrage bei weitem nicht mehr decken.

Gemeinsam mit seiner Frau Magdalena, die ihn bei seinen Aktivitäten tatkräftig unterstützt, zieht er in einen ehemaligen Bauernhof nach Schmeilsdorf um. Hier hat er Platz für eine 500-Liter-Anlage und Lagerkapazität für gut 4000 Liter. Eine Werbeagentur lanciert für ihn die Marke „Mr. Hops“. „Ich hätte mein Bier sonst vielleicht ‚Manzer-Bräu‘ genannt“, sagt er lachend. „Mr. Hops – die englische Übersetzung von Herr Hopfen – schien mir da deutlich kreativer.“ Und auch beim „Packaging“ geht Manzer eigene Wege. Statt in Flaschen gibt es sein Bier wahlweise in zwei und fünf Liter fassenden Weißblechdosen oder im 50-Liter-Faß. Ein schwarzes Etikett trägt neben dem geschwungenen Markennamen auch das skizzierte Konterfei des Brauers: jung, hip, mit Shirt, Sonnenbrille und Vollbart. Ein zeitgeistiger Gegenentwurf zum gängigen Werbe-Klischee.

Doch ganz mit der Tradition brechen mag Daniel Manzer nicht. Ganz im Gegenteil. „Das helle Mr. Hops Bier ist ja ein ganz traditionelles, aber mit seinem schönen Aroma durchaus ein sanfter Einstieg in die Welt der Craft-Biere.“ Und dann betont er: „Und ganz selbstverständlich sind alle meine Biere nach dem Reinheitsgebot gebraut. In den Sudkessel kommen nur die besten Rohstoffe: Wasser, Gerstenmalz und Hefe aus der Region sowie feiner Aromahopfen aus der Hallertau. Das Bier belasse ich naturtrüb, denn unfiltriert bleiben alle Bier-typischen Stoffe und damit auch der ursprüngliche Geschmack erhalten.“ Für sein Helles, soviel verrät der Braumeister, verwendet er Pilsener Malz, Karamellmalze und die Hopfensorten „Select“ und „Hallertauer Perle“. Zum besonderen Herstellungsverfahren von „Mr. Hops“ gehört auch der Faktor Zeit. Das Ansetzen des Suds, das stufenweise Aufheizen und Abkühlen und die Hauptgärung selbst, dafür braucht es gut eine Woche. Anschließend darf das Bier vier bis sechs Wochen lagern. „Je länger es lagert, desto feiner wird der Geschmack“, weiß Daniel Manzer. Für das Entwickeln einer neuen Sorte, das Herumtüfteln an den stimmigen Rezepturen, da braucht es dann auch mal zwei Sude, sagt der junge Brauer. Wer mag, der kann sich bei „Mr. Hops“ sogar sein eigenes, individuelles Bier brauen lassen.

Mr. Hops in seiner Brauerei.
Mr. Hops in seiner Brauerei.

Einen Teil seiner Produktion betreibt Manzer mit nachhaltiger Wärmerückgewinnung; eine Photovoltaikanlage ist bereits installiert und soll demnächst zum Einsatz kommen.

In seinem Schmeilsdorfer Brauhaus produziert er neben seinem Hellen individuelle Monatsbiere. Dazu gehört zum Beispiel der „Schmeilsdorfer Sprengstoff“. Ein Bier mit einem kräftigen Malzkörper und einem Alkoholgehalt von satten 7,2 Volumenprozent. Ebenfalls eher hochprozentig ist das India Pale Ale, kurz IPA: ein obergäriger, kräftig gehopfter, aromatisch-herber Klassiker. Das Halloween-Bier ist ein Schwarzbier mit kräftigem Malzkörper, Röstaromen und einer rauchigen Note im Abgang. Das X-Mas-Bier überzeugt mit rotem Malzkörper und zitronigen Noten. Das Sommerbier kommt erfrischend leicht daher. Wie schafft es der Brauer, aus einer Handvoll Zutaten die ganze Bandbreite an Duft- und Geschmacksstoffen herauszuarbeiten? Neben den ausgewählten Zutaten, insbesondere die feinen Hopfensorten, macht eine Besonderheit den Unterschied: Das sogenannte Kalthopfen bzw. Hopfenstopfen. Das ist eine alte Methode, die heute nahezu in Vergessenheit geraten ist und die Daniel Manzer für seine Biere neu entdeckt hat. Beim „großen Bruder“ des IPA, dem Pale Ale, zeigt sich die ganze Kraft des Kalthopfens. Die für das Aroma wichtigen ätherischen Öle bleiben bei niedrigen Temperaturen erhalten; die Aromenvielfalt, die beim üblichen Kochen des Suds eher verloren geht, kann sich frei entfalten. So kreiert Daniel Manzer wunderbar neue und vielfältige Geschmackserlebnisse: Biere, die – je nach eingesetzter Hopfensorte – im Abgang beispielsweise an herrlich duftende Zitrusfrüchte oder auch an Melonen erinnern.

Spätestens wenn der „jungen Wilde“ der Brauszene seine Produkte mit dem Fachwissen eines erfahrenen Brauers und in der Art eines Sommeliers beschreibt wird klar, daß für ihn Bier weit mehr ist, als ein kraftvoller Durstlöscher. Für ihn hat der Hopfensaft das Zeug zum stilvollen Begleiter deftiger Speisen und anspruchsvoller Menüs. „Die Zeiten, in denen Bier bei Kennern und Feinschmeckern eher ein Schattendasein hinter Wein geführt hat, sind längst vorbei“, so seine Überzeugung. „Ein gutes Bier hat ebenso seine Daseinsberechtigung und hat die gleiche Wertigkeit wie Wein.“

Wer das Bier von „Mr. Hops“ erwerben will, der kann es direkt bei ihm in Schmeilsdorf kaufen und mitnehmen – oder gleich vor Ort konsumieren. In seinem Hof hat Daniel Manzer einen Gastraum für ca. 40 bis 50 Personen eingerichtet. Einmal im Monat, jeweils samstags, soll es da künftig Veranstaltungen geben. Mit Musik und Wirtshaussingen, kleinen Brotzeiten und seinem Craft-Beer. Schließlich ist ja Bier mehr als ein Getränk, es steht für Kultur, Lebensart, Genuss und Gemeinschaft – und all das will der junge Brauer mit seinen Ideen aufleben lassen.

Mr. Hops
Braustätte: Schmeilsdorf 13,
95336 Mainleus

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